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Foto: APA/Artinger

Meinen Wiener Lesern wird dieser Eintrag nur ein müdes Gähnen entlocken, aber ich muss auch an die Wien-Touristen aus dem näheren und ferneren Umland denken, welche mit den hiesigen Sprachgepflogenheiten nicht so vertraut sind und trotzdem einen guten Eindruck in der Bundeshauptstadt machen wollen. Dazu gehört, dass man das hierorts gängige Basisvokabular wenn schon nicht aktiv, so doch passiv beherrscht. Also: Wenn der Wiener am Würstelstand "a Eitrige mit an Schoafn, an Buggl und an 16er-Blech" ordert, dann will er damit zum Ausdruck bringen, dass ihn nach einer Käsekrainer mit scharfem Senf, einem Scherzel Brot und einer Dose Ottakringer Bier gelüstet.

Wer je den Farbton und die Konsistenz des Käses begutachtet hat, wie er einer frisch angeschnittenen Krainer entweicht, dem erschließt sich das gemütvolle Sprachbild von der "Eitrigen" ohne Schwierigkeit. Ebenfalls leicht verständlich ist die Analogie des gekrümmten Scherzels mit dem "Buggl", d.h. dem "Buckel". Etwas komplizierter verhält es sich mit dem "16er Blech": Hier muss man wissen, dass sich das "16er" auf den 16. Wiener Gemeindebezirk bezieht, wo die Brauerei Ottakringer ihren Standort hat.

Die Würstelstand-Bestellung existiert selbstverständlich in vielen weiteren Varianten und Abwandlungen, zumal sich das Angebot dieser Institution ja nicht in Käsekrainern erschöpft. Es gibt da zum Beispiel noch den "Ölichen" (den Ölpepperoni) oder den "G’schissenen" (den Kremser Senf) und gewiss auch noch manch andere ess- und trinkbare Ware. Möglicherweise haben ja die p.t. Leser noch die eine oder andere heitere Bestellformulierung parat, mit der man am Würstelstand brillieren kann (Danke an die Herren C.S. und H.E. für den Tipp!).