Während seiner letzten Urlaubswoche im Alemannenland (Bregenz, Vorarlberg) ist der Chronist auf eine lokale Vokabel gestoßen, die ihm zwar seit Kindesbeinen vertraut war, die er aber nicht mehr in seinem aktiven Wortschatz führt, weil sie in der Bundeshauptstadt (außer von hier ansässigen Co-oder Ex-Vorarlbergern) nicht verstanden würde: Den Tschohle (wird mit weit offenem "o" gesprochen wie etwa engl. "tall" oder "call").

Ein Tschohle (oft führt er das Adjektiv "gut" mit sich, also der "guate Tschohle") ist ein Bub oder Mann von übertrieben gutmütiger Wesensart, ein Individuum, das jeden Drang zur Selbstbehauptung vermissen lässt und vor allem danach strebt, es allen recht zu machen.

Dem Tschohle kann man getrost jede Arbeit umhängen , er wird keine Gegenwehr leisten, eben weil er ein guater Tschohle ist, odr? Wenn mich mein Sprachgefühl nicht trügt, entspricht das Charakterbild des Tschohle grosso modo dem, was im Wienerischen als "Lulu" bezeichnet wird. Sollte ich damit falsch liegen, lasse ich mich von den p. t. Lesern gerne eines Besseren belehren.