Einschenken ist meist eine erfreuliche Tätigkeit: Es prickelt und perlt, wenn man den Champagner ins Kristallglas gießt. In jeder Bierwerbung wird dem Zuseher zischfrisch vorgeführt, wie es aussieht, wenn man sich ein Glas Helles einschenkt (als wüssten wir das nicht selbst!), und aufklärend wirkt es, wenn man jemandem reinen Wein einschenkt.

In einem Fall hat das "Einschenken" allerdings eine entschieden weniger angenehme Note: Wenn man es nämlich in der Konstruktion "X hat Y (ordentlich) eingeschenkt" verwendet. In diesem Fall bedeutet "einschenken", dass man einer anderen Person aggressiv zusetzt, sie heftig kritisiert. Ein klassischer Fall wechselseitigen Einschenkens war das Sommergespräch mit Gabi Waldner und Peter Westenthaler, bei dem die Gesprächspartner einander nichts geschenkt, dafür aber umso heftiger eingeschenkt haben.

Mit dem Einschenken hat - in einem bestimmten Verwendungszusammenhang – wohl das stattgefunden, was der Sprachwissenschafter "Bedeutungsverschlechterung" nennt. Das Einschenken ist nicht das einzige Wort, dem dieses Schicksal widerfahren ist. Die "Dirne" oder das "Weib" waren einmal respektierliche Bezeichnungen für das Mädchen und die Frau., und "stincan" (im Althochdeutschen) bzw. "stinken" (im Mittelhochdeutschen) hieß soviel wie "Geruch, Duft verbreiten" oder "Geruch wahrnehmen" (Grimms Wörterbuch).