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Foto: APA/dpa/Frank Leonhardt
Alle beklagen sich über die Anglizismen, die in hellen Scharen ins Deutsche eindringen, isn’t it? Viel seltener wird wahrgenommen, dass wir ja nicht nur Empfänger von Wortspenden sind, sondern unsererseits auch Wörter zuhauf exportieren. Der "deutsche Sprachrat" hat in diesem Sommer zu einer Suche nach "ausgewanderten Wörtern" aufgefordert, d. h. nach deutschen Wörtern, die es sich in anderen Sprachen gemütlich gemacht haben.

Es gab eine reiche Ausbeute dieser Aktion: Hinweise auf insgesamt 6000 Auswanderer trafen beim deutschen Sprachrat ein; eine Auswahl daraus hat die Präsidentin des Vereins, Jutta Limbach in einem vor kurzem bei Hueber erschienenen Buch ("Ausgewanderte Wörter") dokumentiert. "(To) schlep(p)" heißt im amerikanischen Englisch "schleppen, sich abschleppen, latschen", meint aber auch einen "Trottel", "Lulatsch" oder "Langeweiler". Die Niederländer haben die "Schwalbe" für ein vorgetäuschtes Foul beim Fußball übernommen. Die Schweden sprechen vom "Fingerspitzengefühl", die Japaner von der "noiroze", die Finnen von einem "besservisseri", und im Hebräischen steht "Strudel" für das @-Zeichen.

Mein absoluter Liebling aus dieser Kategorie ist und bleibt allerdings das französische "Vasistas" (für Guckfenster oder auch Oberlichte). Dem "Petit Robert", einem bekannten französischen Wörterbuch zufolge, ist das Wort seit 1776 belegt, es ist also schon vor Generationen ausgewandert, aber nach wie vor gut erhalten. Vielleicht gibt es ja auch den einen oder anderen Leser von Winders Wörterbuch, der zur Sucharbeit des deutschen Sprachrates nachträglich noch etwas beisteuern kann. (Herzlichen Dank an K. für den Tipp!)