Ich liebe es, wenn die ÖVP modern sein will, und die Wörterkombi welten.werte.wege, die sie auf ihrer Website oder auf einem Plakat an ihrem Wiener Hauptquartier in der Lichtenfelsgasse als Motto ihres Aufbruchswillens affichiert, bringt ihre momentane Aufgeschlossenheit dem Weltgeschehen gegenüber geradezu kongenial zum Ausdruck.

Die durchgehende Kleinschreibung erinnert in ihrer alle offiziellen Rechtschreibregeln kühn missachtenden Progressivität an die besten Zeiten der österreichischen literarischen Avantgarde in den 50ern und 60ern, während die einem ziemlich weit gefassten Begriff des Allgemeinen verpflichtete Wortwahl – Welten! Werte! Wege! – vielleicht signalisieren will, dass man bei den Christdemokraten nicht mehr gewillt ist, sich auf die trivialen Vorgaben der erdschweren politischen Alltagsrealität einzulassen, sondern die Vogelperspektive der inhaltslosesten Abstraktion bevorzugt, um die Welt zu besehen.

Ich würde nur zu bedenken geben, dass werte.welten.wege eine überlegenswerte Alternative zu welten.werte.wege sein könnte, und auch über wege.werte.welten sollte man in der Lichtenfelsgasse einmal ernsthaft nachdenken. (Christoph Winder, derStandard.at/Kultur, 09.10.2007)