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Als verantwortungsvoller Staatsbürger und emsiger Medienkonsument verfolge ich zurzeit mit Interesse die turbulenten Geschehnisse in Innenministerium und Wiener Polizei. Dabei bin ich (im "News" der Vorwoche) auf ein neues zusammengesetztes Hauptwort gestoßen, nämlich die so genannte "Puff-Sperrliste". Gemeint ist eine Liste, welche in der Wiener Polizei herumgegangen sein soll, und in der "Toppolizisten Bordelle verzeichneten, die nicht überprüft werden durften" (Gustav 1 an Gustav 2: "Mocht’s jo ka Razzia in der X-Bar, die is auf der Puff-Sperrlistn").

Das erscheint mir als guter Anlass, auf die Existenz zweier weiterer Puff-Komposita hinzuweisen, nämlich auf den "Puffschwager" bzw. den "Puffbruder". Als Puffschwäger bzw. Puffbrüder bezeichnet man Herren, welche gemeinschaftliche Bordellbesuche pflegen, sodass zwischen ihnen, über ihre reguläre Bekanntschaft hinaus, eine Art auf geteilten erotischen Interessen beruhende Wahlverwandtschaft entsteht, ein Puffschwagertum oder Puffbrudertum, wenn man so will. Den jüngsten Enthüllungen nach zu urteilen, scheint das Puffschwagertum eine Institution zu sein, welche imstande ist, interessante menschliche Verbindungen in der österreichischen Verwaltung zu stiften; allein aus diesem Grunde wäre sie einmal eine eingehende soziologische Untersuchung wert. Für den Fall, dass die p.t. Leser einstweilen ein paar weitere geschmackvolle und geistreiche Assoziationen zum Thema Puff-Komposita beizutragen haben – ich bitte darum. (Christoph Winder, derStandard.at/Kultur, 19.02.2008)