Rechtzeitig vor Ostern schreibt mir Herr G. H.: "Vom Lateinunterricht meiner Jugend ist wenig hängen geblieben. Aber immer werde ich mich an den netten Spruch erinnern ,Ovum Ovum, quod lacum ego?’ Zu deutsch, wie der gebildete Humanist weiß, ist das natürlich ,Ei ei, was seh ich?’. Das ist Lernen für das Leben! Und ich bin mir sicher, dass die gebildete Leserschaft humanistisch ebenso gepeinigt wurde und ähnliche Weisheiten auf Lager hat. Denn wie meine Mutter immer sagt: ,,Suum cuique!’ (in der deutschen Entsprechung: ,Jedem sein Schwein’) Ich wäre erfreut, wenn Sie diesen Begriff rechtzeitig zum Fest verwenden können!" Ich kann, und sage herzlichen Dank für die Zusendung.

Hinzufügen möchte ich, dass das Ei nicht nur im Lateinischen ein Wort von großer sprachlicher Produktivkraft ist. Auch im Deutschen lassen sich mannigfaltige Zusammensetzungen und Redewendungen damit bilden. Im Internet bin ich etwa auf das schöne Wort "Eiergarantie" gestoßen ("Bauernhof bietet Leasing-Hühner mit Eiergarantie"), und auch das "Eierlaberl" (laut Österreichischem Wörterbuch ein "unförmiger Fußball") hat seinen Charme. Ein paar weniger bekannte Eier-Sprüche habe ich in Lutz Röhrichs Wörterbuch der sprichwörtlichen Redenarten gefunden: "Das Ei neben das Nest legen" heißt "etwas verkehrt anfangen", und "die Eier waren weg, als sie mit dem Salz kamen" meint "unpünktliche, langsame Menschen". "Ein Ei mit jemandem zu schälen haben" bedeutet dasselbe wie "mit jemandem ein Hühnchen zu rufen haben". "Ein Ei zusammenleimen wollen" steht für ein sinnloses Unterfangen. "Da hast du das Ei!" sagt man bei etwas Unangenehmem, und "Das hat seine Eier" heißt: Die Sache hat ihre Schwierigkeiten.

Jetzt aber hoffe ich darauf, dass meine kreativen Leser noch rechtzeitig vor Ostern ein paar hübsche Eierwörter, Eierwendungen oder humoristisch-humanistische Sprüche vom Ovum-Typus ins Posting-Nestchen von Winders Wörterbuch legen werden. (Christoph Winder, derStandard.at/18.03.2008)