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AP/Diether Endlicher

Rauchen ist teuer, das weiß man. Vor allem, wenn man einer der rund 1,9 Millionen Raucher Österreichs ist. Zwischen 3,40 Euro und 4 Euro kostet die Packung und mindestens einmal im Jahr werden einige Cent drauf geschlagen. Trotzdem werden hierzulande jährlich an die 17 Milliarden Zigaretten geraucht. Tendenz bei Frauen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren sogar steigend. Dass Nicht-Raucher nicht nur durch Passivrauchen geschädigt werden, sondern auch noch die Kosten mittragen müssen sagen die einen. Dass der Finanzminister rund 1,3 Milliarden Euro an Tabaksteuer und rund 400 Millionen Euro an Mehrwertsteuer aus dem Zigarettenverkauf im Jahr kassiert kontern die Raucher. Eine Studie des Wiener Instituts für Höhere Studien (IHS) hat nun erstmals die volkswirtschaftlichen Effekte des Rauchens untersucht. Ergebnis: Raucher kosten pro Jahr 511 Millionen Euro.

Millionenschaden

Die Untersuchung, die vom internationalen Pharmakonzern Pfizer in Auftrag gegeben wurde, stellte Einnahmen und Ausgaben gegenüber. Auf der Nutzenseite standen demnach Einnahmen aus Tabaksteuern und Alterspensionen. Dabei wurde das, oft von Rauchern vorgebrachte Argument berücksichtigt, wonach der Staat an ihrem frühen Tod profitiere, weil man dadurch Pensionen einspare. Nur: „Dieses Argument gilt nicht, denn es bleiben meist Witwen oder Witwer zurück, die Anspruch auf eine Witwenpension haben“, sagt Studienleiter Markus Pock. Deshalb wurden diese Witwenpensionen von den Alterspensionen abgezogen. Die Einnahmen an Mehrwertsteuer wurden nicht berücksichtigt. „Dieses so genannte Konsumgeld geht ja nicht verloren“, sagt Pock. „Man spart es nicht, nur weil man keine Zigaretten kauft, sondern gibt es für andere Dinge aus“.

Auf der Kostenseite wurden Arbeitsausfälle, Gesundheitsausgaben, Invaliditätspensionen, Kranken- und Pflegegeld und so genannte „hypothetische Kompensationszahlungen an Passivraucher“. Diese wurden folgendermaßen erhoben: statistisch gesehen leben Passivraucher, also Menschen, die täglich Rauch ausgesetzt sind neun Monate kürzer als Nichtraucher. Wie viel müssten Rauchern diesen Menschen zahlen um die Lebensverkürzung finanziell zu kompensieren? Laut Studie sind es 81 Millionen Euro im Jahr. Unter dem Strich bleibt besagtes Minus von 511 Millionen Euro zu Lasten der Raucher, wovon 118 Millionen aufgrund von Passivrauchen entstehen.

Gegenmaßnahmen setzen

Man sei bei den Berechnungen jedoch vom geringsten möglichen Schaden ausgegangen. Jene Schäden, die kausal nicht auf das Rauchen zurückzuführen seien, habe man nicht beziffert, sagt Pocks Kollege, Bernhard Felderer. „Beispielsweise Immunschwächen, die durch das Rauchen bedingt sind und zu anderen Krankheiten führen“. Auch Nicht-medizinische Kosten, wie Brände und notwendige Umbauten an öffentlichen Räumen. Ebenso wenig die Kosten, die aus Rauchpausen in der Arbeitszeit oder höherem Reinigungsaufwand von Textilien anfallen.

Weil Österreich EU-weit der Staat mit den laxesten Antitabak-Maßnahmen ist, schlagen Pock und Felderer Preiserhöhungen, strenge Rauchverbote und Entwöhnungshilfe für Raucher vor. „Der Preis spielt eine wichtige Rolle beim Rauchen“, sagt Felderer. Es müsse jedoch einen generellen Mindestpreis geben, da sonst dem Schmuggel aus billigeren Nachbarstaaten im Osten Tür und Tor geöffnet werde. „Eine Prohibition von Tabakwaren ist nicht durchführbar und führt nur zu Kriminalität und einem blühenden Schwarzmarkt“, sagt Felderer. Zwar sei Österreich ein liberaler Staat, trotzdem solle der Tabakkonsum zurückgedrängt werden. „Der Raucher entscheidet ja nicht nur für sich selbst, sondern verursacht auch Schaden an anderen“, sagt Pock. Ein Problem sei vor allem, dass in Österreich Nikotinersatz und Beratung nicht von den Krankenkassen bezahlt werde. (10.04.2008, bock, derStandard.at)