Ich werde es mir nie verzeihen, dass ich das Wort "Bio" bis zum heutigen Tag nicht explizit in diesem Wörterbuch erwähnt habe, wo doch "Bio-" eines der lebendigsten griechisch-deutschen Präfixe der Gegenwartsgeschichte darstellt. Was damit gemeint ist, ist klar: Wer das Wort "Bio" in den Mund nimmt (oder seinen jeweiligen Stoff als "Bio" anpreist), der will uns damit höchstwahrscheinlich mitteilen, dass er nur Ware vom Feinsten, Natürlichsten und Köstlichsten darbietet: Handgestreichelte Kuhmilch, selbstbebrütete Eier, pestizidfreie Sachertorten, Gin Fizz vom bäuerlichen Nahversorger?

Ich bin dem Bio-Gedanken ja grundsätzlich aufgeschlossen und glaube, dass er unsere prinzipielle Wertschätzung verdient. Aber trotzdem: Ich würde nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass mit dem guten alten Bio nicht auch allerlei Schabernack und Schindluder getrieben wird. Was sollte man sich zum Beispiel unter einer – in Zellophan verpackten - "Biobrezel" vorstellen, auf die ich unlängst in einem Beherbergungsbetrieb an der Donau gestoßen bin? Ist das eine Brezel aus garantierter Freilandhaltung? Mit fair gehandeltem Salz bestreut? Und in einer ernährungsphysiologisch hochwertigen Verpackung aus nährstoffreichem Plastik verpackt? Für nähere Auskünfte zu Biobrezel, Biolimos, Biohamburgern, Bio-Burenhäutln und ähnlichem ist, wie immer, dankbar: Winders Wörterbuch.