Der Philosoph Schopenhauer hat sich einst darüber erbost, dass die Sprache unterschiedliche Begriffe für ihrem Wesen nach identische Lebensäußerungen von Menschen und Tieren parat hält. Tiere sind nicht schwanger, sondern "trächtig", sie essen nicht, sondern "fressen", sie gebären nicht, sondern "werfen" und so fort. Schopenhauer hielt dies für einen rechten Skandal, weil in seinem Denken zwischen dem Menschen und dem Tier keine so scharf gezogene Grenze bestand, als dass sie diese Unterscheidung gerechtfertigt hätte.

 

An Schopenhauer musste ich vor kurzem denken, als ich einen Knaben aus dem weiteren Familienkreis sagen hörte, dass er sich "die Hufe schneiden" müsse. Da es sich bei besagtem Knaben um keinen Kentaur handelt, sondern um ein ganz normales Menschenkind, verwendete er den Ausdruck "Hufe" hier natürlich nicht im eigentlichen Sinn, sondern als scherzhafte Metapher für seine Zehennägel. Es handelte sich somit um einen klassischen Akt der sprachlichen Selbstvertierung, der weniger häufiger vorkommt als die Zuschreibung tierischer Eigenheiten an andere: "So eine Sau!", "Dieser blöde Hund", "Das ist vielleicht eine Ziege", "Zickenalarm" usf.. Möglicherweise haben ja auch die p.t. Leser die eine oder andere Nachricht aus dem menschlichen-animalischen Grenzbereich beizusteuern.