Wie beginnt man eine Abschiedskolumne? Keine Ahnung, ich habe ja noch nie eine geschrieben. Ich probiere es so: "Es ist Zeit, zu verschwinden", schreibt Gustave Flaubert am 25. Juli 1874 an seinen Kollegen Iwan Turgenjew. Ganz so schlimm ist es in meinem Fall noch nicht, aber auch für mich ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Und zwar als Kolumnist des Standard. Exakt drei Jahre lang habe ich diese Tätigkeit ausgeübt und egal, ob ich mich gerade in Bamako, Attnang-Puchheim oder Lhasa aufhielt, immer fand ich ein Internet-Café, um meine Texte über Mozart - dem war das Jahr 2006 gewidmet - oder meine PALMSAMSTAG-Kolumnen zeitgerecht an die ALBUM-Redaktion zu mailen. Dort kamen zwar ab und zu nur Hieroglyphen an, aber die zuständigen Damen und Herren wussten immer, was gemeint war.

Warum ich aufhöre, ist schnell erklärt. Kürzlich habe ich mir überlegt, wie es wäre, wenn Sie die 500. PALMSAMSTAG-Kolumne lesen müssten. Alleine der Gedanke an ein solches Jubiläum, das ich dann schon als eine Art Kolumnen-Ötzi begehen würde, hat mich darin bestärkt, jetzt aufzuhören, wo's gerade am schönsten ist. Wilhelm Busch schreibt zu diesem Thema: "Meistens hat, wenn zwei sich scheiden, einer etwas mehr zu leiden." Ich hoffe, dass im konkreten Fall weder Sie noch ich leiden müssen, sondern die Freude überwiegt, dass es diese Kolumne überhaupt gegeben hat. Dafür spricht das rege Interesse, das Sie dem PALMSAMSTAG entgegengebracht haben, wofür ich mich herzlich bedanke. Mein Dank gilt natürlich auch der ALBUM-Redaktion für die gewährte Gastfreundschaft.

An dieser Stelle eine kurze Werbeeinschaltung: Sämtliche PALMSAMSTAG-Kolumnen erscheinen - mit einem Vorwort von Franz Schuh - Ende Februar im Löcker Verlag in Buchform. Womit wir doch noch einen Bezug zur "Fledermaus" hergestellt hätten. Dort heißt es nämlich einmal: "Es gibt ein Wiedersehen." In unserem Fall ist es ein metaphorisches Wiedersehen durch das Buch.

Alles schön und gut, aber wo bleibt jetzt das heutige Jubiläum? Hier ist es schon: Im Gegensatz zum "Fledermaus"-Komponisten Johann Strauß wurde der Gurktaler Musiker Johann Strauß, der auch "Hansl mit der Dukatengeige" genannt wurde, am 27. Dezember 1756 in Kärnten geboren. Da war das kleine Wolfgangerl aus Salzburg gerade einmal elf Monate alt. Und damit gebe ich ein letztes Mal zurück an die Redaktion. (Kurt Palm / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.12.2008)