Die Spatzen pfeifen es längst von allen Schneedächern: Cancún wird scheitern. Leider.

Weil die Politik wieder einmal völlig versagt, liegt es einmal mehr an uns, die Welt zu retten. Und so müssen wir hier leider verpflichtende Maßnahmen verhängen, ohne die es nicht gehen wird:

  • Ziehen Sie in ein Passivhaus. Da brauchen Sie nicht mehr einzuheizen; es reicht völlig, wenn Sie einmal die Woche Erdäpfel kochen oder bügeln.
  • Sollte sich das nicht bewerkstelligen lassen, kaufen Sie sich wenigstens ein Flachbildschirm-Fernsehgerät. Das spart Strom. Schauen Sie damit vorwiegend Dokumentationen über Grönland oder die Antarktis sowie Skiweltcup-Übertragungen. Im Dezember sind auch live aus Wien übertragene Fußballspiele erlaubt. Beim Couch-Wintersporteln zieht man sich automatisch wärmer an, muss also weniger heizen vulgo seltener Erdäpfel kochen.
  • Sollte auch das nicht gehen, ändern Sie wenigstens Ihre Art der Fortbewegung. Verwenden Sie öffentliche Verkehrsmittel. Sollte sich das nicht bewerkstelligen lassen, versuchen Sie es nochmals. Wenn es immer noch nicht geht, vermeiden Sie zumindest Verbrennungsmotoren. Kaufen Sie sich ein Elektroauto. Besser noch: Bauen Sie in Ihr Auto Pedale ein, treten Sie der Zukunft entgegen! Je mehr Fred Feuersteins in Ihrem Auto sitzen, desto schneller fahren Sie - ein progressives Verhältnis im doppelten Sinne. Natürlich müssen auch ältere Mitfahrer mitmachen - aber die sind das gewohnt, denn die haben unseren ganzen Wohlstand ja schweißtreibend aufgebaut.
  • Falls Sie nicht auf Hornhaut, sondern auf E-Auto umsteigen, müssen Sie den Strom dafür anderswo einsparen. Sonst beißt sich die Katze (Sie haben eine Katze? Führen Sie die Ein-Wurf-Politik ein!) in den Schwanz - Atomstrom und so. Entfernen Sie den alten Röhren-Fernseher also wieder aus dem Kellerstüberl und schicken Sie Ihren elektrischen Dosenöffner in die Wüste. In einigen Jahrzehnten, wenn das "Desertec"-Projekt funktioniert, wird es dort ausreichend Strom für ihn geben.
  • Sollten Sie weiterhin auf Ihren elektrischen Dosenöffner nicht verzichten wollen, sparen Sie wenigstens beim Föhn. Wie wir alle noch gut in Erinnerung haben, ist der Melmac - der Heimatplanet von Alf - einst explodiert, weil alle gleichzeitig ihre Haare trockneten.
  • Kaufen Sie keine Kleidung aus Fernost! Die Transportschifffahrt ist eine Emissionsschleuder par excellence. Lassen Sie sich von Ihrer Oma, sobald sie vom Autofahren wieder bei Puste ist, erklären, was es früher mit diesem "Nähen" auf sich hatte.
  • Lernen Sie diesen Text auswendig, aber drucken Sie ihn nicht aus! Und schalten Sie, wenn Sie gehen, Ihren Computer aus. Niemand von den kommenden Generationen, die sich unseren Wohlstand - wenn alles gut geht - wieder mühsam aufbauen werden können, soll es jemals erfahren. Dass wir eh gewusst hätten, wie's gegangen wäre.

(Martin Putschögl, derStandard.at, 3.12.2010)