Intimere, weil privatere Kunstbetrachtung gab es auf einer Kunstmesse wohl nie. Aber selbst in Frotteemantel oder Pyjama gehüllt, wie manch' Macher der ersten Viewing in Private (kurz: VIP-) Artfair scherzte, wird der revolutionäre Messebesuch zu Haus' auf dem Sofa irgendwann fad, der Kaffee kalt. Besonders dann, wenn man in die Röhre statt auf hochaufgepixelte Kunstware schaut.

"Thank you for your patience" bedankte man sich auf dem bis 30. 1. offenen Portal wiederholt und über Stunden für die zwar vorausgesetzte, aber unerwiderte Geduld. Serverausfälle, lahmgelegte Chats oder auch nur schneckenpostschnelle Prozesse begründet man mit hohen Zugriffszahlen und wähnt sich damit bereits nahe eines Erfolgs.

Weit gefehlt. Strapaziert ist vielmehr die Geduld der am Kick des Kunstklicks Interessierten. Angenagt durch das dauernde "Down" auch das Nervenkostüm der Galeristen, die nicht nur Geld, sondern auch irren Aufwand betrieben haben, um ab 5000 Dollar aufwärts Kunstwerke hochzuladen zu dürfen.

Bis zu achtzehn Stunden warten die nun in ihren virtuellen Messekojen auf Kunden, die gegen Gebühr, chattend oder mailend, vorstellig werden sollen, falls es Zeitzone und Server zulassen. Offene Galerietüren bei geschlossener Messehalle? Offline, das ist auch eine Form von Exklusivität. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 26. Jänner 2011)