Bild nicht mehr verfügbar.

Repellentien halten Insekten von der menschlichen Haut fern.

Foto: APA/Michael Probst

Das Knochenbrecherfieber plagte bereits im 18. und 19. Jahrhundert Reisende in Indonesien, Ägypten und Spanien. Ab 1927 wütete eine Dengue-Epidemie auch in Europa. In Griechenland waren damals mehr als eine Million Menschen betroffen. Der Ausbruch endete mit der Ausrottung der Gelbfiebermücke Stegomyia aegypti (oder Aedes aegypti) als Überträger und ihrem Verschwinden aus dem Mittelmeerraum.

Weniger erfolgreich verliefen die Eliminierungsversuche in anderen Verbreitungsgebieten. "Dengue-Fieber war früher eine rein asiatische Angelegenheit", sagt die Tropenmedizinerin Ursula Hollenstein. Inzwischen tritt das Virus in beinahe allen subtropischen und tropischen Weltgegenden auf, in denen die Temperatur nie unter zehn Grad Celsius sinkt und damit der Überträgermücke das Überleben sichert. "Alle beliebten Urlaubsparadiese sind betroffen. Auch die, die früher keine Probleme hatten, wie die gesamte Karibik oder auch die Küstenregion Brasiliens, und nicht nur der Regenwald. Und das ist das Problem, weil sich viele Reisenden dort in Sicherheit wiegen."

Keine Impfung

In Hochzeiten behandelt Hollenstein in ihrer Wiener Privatordination "Traveldoc" drei bis vier Dengue-Erkrankte im Monat. "Dengue-Fieber ist die häufigste tropische Geschichte, die Leute mitbringen, weit vor Malaria", sagt sie. Bis heute gibt es nämlich keine Impfung gegen Dengue-Fieber.

Der einzige Schutz besteht in verbeugenden Maßnahmen, und die bedeuten konsequenten Mückenschutz. Die Tropenmedizinerin empfiehlt: "Mit Insektiziden imprägnierte Kleidung und Repellentien auf die Haut aufgetragen, ergibt die bestmögliche Kombination aus unterschiedlichen Wirkstoffen, die Mücken, andere stechende Insekten und auch Zecken abstoßen." Wichtig sei die konsequente und regelmäßige Erneuerung der Schutzschicht. "Wenn man sich bewegt und schwitzt, gehört die Haut alle vier Stunden eingecremt."

Mit Schutzmitteln imprägnierte Kleidung behält über drei bis vier Waschgänge ihre abweisende Funktion. Bei Kindern sollte der Schwerpunkt auf imprägnierter, langärmeliger Kleidung liegen, die auch einen guten Sonnenschutz bietet, rät Hollenstein. Outdoor-Geschäfte bieten auch bereits vorimprägnierte Kleidung an.

Schmerzhafte Bewegungen

Das Dengue-Fieber ist eine Virusinfektion und ruft nach einer Inkubationsperiode von vier bis sieben Tagen eine Grippe-ähnliche fieberhafte Erkrankung mit starken Schmerzen in Gelenken und Muskeln hervor. Die schmerzhaften Bewegungen in dieser Phase haben dem Dengue-Fieber den Beinamen Knochenbrecherfieber eingebracht. Typisch sind auch Schmerzen hinter den Augäpfeln und Kopfschmerzen. Zusätzlich bestehen oft Bauchschmerzen, Erbrechen und ängstlich-depressive Verstimmungen. Das Fieber legt sich meist innerhalb einer Woche kurzfristig, meldet sich aber nach längstens zwei Tagen in Begleitung eines Hautausschlags zurück.

"Dengue ist eine fieberhafte und sehr unangenehme Erkrankung. Erkrankte fühlen sich sterbenselend wegen der starken Glieder- und Kopfschmerzen, aber die normale Verlaufsform ist nicht lebensbedrohlich", erklärt Hollenstein. Es gibt keine spezifische Therapie, behandelt werden nur die Symptome.

Abwehrüberschuss

Gefürchtet ist ein schwerer Verlauf, der als hämorrhagisches Fieber auftritt und mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergeht. Letztlich kann die Erkrankung zu Leber- oder Nierenversagen führen. "Tödliche Verläufe sind bei Reisenden glücklicherweise die Ausnahme", sagt Hollenstein. "Das hämorrhagische Fieber entsteht aus einer biologischen Kreuzreaktion und ist so etwas wie ein Abwehrüberschuss, wenn der Körper schon einmal mit einem Dengue-Virus infiziert war."

Hohe Todesraten treten bei Dengue-Epidemien in sehr armen Ländern unter der einheimischen Bevölkerung auf. Die Kombination aus schlechter medizinischer Versorgung, schlechter körperlicher Verfassung und Vorerkrankungen fordert dort Mortalitätsraten des hämorrhagischen Fiebers von bis zu 80 Prozent.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Dengue die sich am schnellsten ausbreitende virale, von Moskitos übertragene Krankheit. In den vergangenen 50 Jahren haben sich die Fallzahlen verdreifacht. Jährlich werden 50 Millionen Neuinfektionen geschätzt. (Gabriela Poller-Hartig, derStandard.at, 18. 7.2012)