Zehn Kilogramm schwer, 24 Zentimeter hoch...

Foto: Elmar Buchner

...und ein Hakenkreuz auf der Brust: Diese einzigartige Buddha-Statue gab einige Rätsel auf.

Foto: Elmar Buchner

Stuttgart/Wien - Die Geschichte dieses Objekts klingt so mysteriös, dass sie ohne weiteres für eine Folge von Indiana Jones herhalten könnte. Die Rede ist von einer 24 Zentimeter hohen und rund 10,6 Kilogramm schweren Buddha-Statue, die ein Forscherteam um Elmar Buchner (Uni Stuttgart und Hochschule Ulm) im Fachblatt "Meteoritics and Planetary Science" erstmals im Detail beschreibt, wie derStandard.at berichtete.

Mindestens so spannend wie die kunsthistorischen und geochemischen Analysen der weltweit einzigartigen Figur ist freilich ihre Fundgeschichte. Und diesbezüglich sind noch einige Fragen offen, wie Elmar Buchner im Interview mit dem STANDARD erklärt, der noch dazu die Namen des ehemaligen und des aktuellen Besitzers der Statue nicht nennen dürfe.

Tibet und das Ur-Ariertum

Laut den Angaben des vorletzten Besitzers sei die Figur jedenfalls ein Mitbringsel der deutschen Tibet-Expedition gewesen, die 1938 im Auftrag der SS-Organisation Ahnenerbe durchgeführt wurde. Ihr Leiter war der Zoologe und SS-Sturmbannführer Ernst Schäfer, ihr Sponsor Heinrich Himmler und ihr Ziel, arische Wurzeln in Tibet und womöglich sogar den Yeti zu finden.

Wie genau die Figur in die Hände der Nazis gelangte, ist unbekannt, so Buchner. Er geht aber davon aus, dass sie aus einem Kloster geraubt wurde. Was die Nazis daran interessierte, ist offensichtlich: Auf der Brust des Buddha prangt ein Hakenkreuz, das freilich nicht nach rechts, sondern nach links gewinkelt ist. Zudem besteht die Figur wenn schon nicht aus Kruppstahl, so doch aus eisenhaltigem Gestein.

Während des Zweiten Weltkriegs verschwand der "Eisenmann" in einer Münchner Privatsammlung und tauchte erst 2007 wieder auf, weil er versteigert werden sollte. Buchner erfuhr davon und durfte auch kleine Proben nehmen, die er unter anderem gemeinsam mit Gero Kurat, dem ehemaligen Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums Wien, zu analysieren begann.

Den Forschern war klar, dass es sich beim Material um einen Meteoriten handeln musste - doch welchen? Nach dem Tod Kurats 2009 wollte Buchner schon aufgeben, weil sich keine Antwort fand. Doch nun konnte er gemeinsam mit Kollegen das eisen- und nickelhaltige Gestein dem Meteoriten Chinga zuordnen, der vor über 15.000 Jahren auf Sibirien und die Mongolei niederging. Fragmente davon wurden erstmals 1913 entdeckt.

Vollbart bei Tibetern unüblich

Aufgrund des Stils des Kunstwerks, das wohl die Gottheit Vaisravana darstellt, wurde es aber vermutlich bereits im 11. Jahrhundert geschaffen und dürfte der vorbuddhistischen Bön-Kultur zuzurechnen sein, so Buchner. Zudem sei davon auszugehen, dass diese erste und einzigartige menschliche Figur aus Meteoritengestein in der Mongolei hergestellt wurde: "Die Buddha-Figur trägt nämlich einen Vollbart, und der ist bei Tibetern unüblich." (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 28.9.2012)