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Menschen, die unter PAVK leiden, bleiben mitunter scheinbar interessiert vor Schaufenstern stehen und warten, um ihren schmerzenden Beinen etwas Erholung zu gönnen.

Hamburg - In den vergangenen Jahren haben sich Katheter-Techniken, wie sie bei Herzinfarkt-Patienten zur Anwendung kommen, auch in der Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) durchgesetzt. "Für Patienten ist der Eingriff - im Vergleich mit einer offenen Operation - weniger belastend", berichtet Sigrid Nikol von der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). 

PAVK kann bedeuten, dass atherosklerotische Plaques (Arterienverkalkungen) in den Beinarterien vorhanden sind, die keine Symptome verursachen. Auch ein kompletter Gefäßverschluss ist möglich. Die Prävalenz von PAVK steigt mit dem Alter und liegt in der Kohorte der über 75-Jährigen um die 30 Prozent, wobei die überwiegende Mehrzahl asymptomatisch ist.

Die häufigsten Beschwerden in schwereren Fällen sind krampfartige Schmerzen bei Belastung, die zum Stehenbleiben zwingen, die sogenannte Claudicatio intermittens - auch als "Schaufensterkrankheit" bekannt, da die Betroffenen häufig vor Schaufenstern anhalten, um ihren schmerzenden Beinen etwas Erholung zu gönnen. Ein hohes Risiko zur Amputation besteht, wenn bereits chronische Wunden an Zehen, Füßen oder Beinen durch die arterielle Durchblutungsstörung entstanden sind.

Gute Erfolgsaussichten

Neben dem Alter sind Diabetes und Rauchen die wichtigsten Risikofaktoren. Diabetiker und Raucher haben auch das höchste Risiko, eine kritische Extremitäten-Ischämie zu entwickeln. Das bedeutet, dass das Bein so schlecht durchblutet wird, dass es im schlimmsten Fall amputiert werden muss.

PAVK kann heute mit guten Erfolgsaussichten behandelt werden. "Diese Eingriffe wurden früher als offene Operationen durchgeführt, heute kommt man meist mit einer Katheter-Behandlung aus", berichtet Nikol.  Dabei wird ein Katheter unter örtlicher Betäubung in das betroffene Gefäß vorgeschoben und die verengte Passage mittels eines Ballons gedehnt. Damit sich das Gefäß nicht wieder verschließen kann, wird häufig zusätzlich eine Gefäßprothese aus Drahtgeflecht (Stent), eingesetzt, die die Innenwand der Arterie stützt.

Bislang keine Gen-Therapie

"Die Katheter-Behandlung ist für die Patienten deutlich weniger belastend und kann auch sehr alten und kranken Menschen zugemutet werden. Außerdem erfordert sie im Vergleich zur offenen Operation einen deutlich kürzeren Krankenhausaufenthalt", ist die Medizinerin überzeugt. PAVK stellt aber auch eine Marker-Erkrankung für den allgemeinen Gefäß-Status dar, die Hinweise auf ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko geben kann.

"Versuche, das Problem mit Gen-Therapie zur Wiederherstellung der Gefäße (Angiogenese - Gefäßneubildung) zu lösen, haben leider nicht die gewünschten Erfolge gebracht", berichtet Prof. Nikol. Hohe Erwartungen setzt sie in die Zelltherapie: "Es gibt hier Versuche mit Zell-Typen, die bislang kaum eingesetzt werden. Darunter auch Zellen, die aus der Plazenta oder aus Nervenzellen stammen. Ergebnisse aus klinischen Studien gibt es dazu noch nicht, sind aktuell aber zur Genehmigung eingereicht", so Nikol. (red, derStandard.at, 12.10.2012)