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Pferde spielen in manchen Gegenden in Rumänien eine wichtige Rolle. Wenn die Erhaltung zu teuer kommt, werden diese oft verkauft und geschlachtet.

Foto: EPA/ROBERT GHEMENT

Der Skandal um Pferdefleisch, das als Rindfleisch ausgegeben wurde, breitet sich über immer weitere Teile Europas aus. Die Frage, die immer öfter auftaucht: Warum werden ausgerechnet in Rumänien so viele Pferde geschlachtet und landen in weiterer Folge auf den Tellern von Fleischkonsumenten.

Auch Eselfleisch in der Lasagne?

Der französische EU-Politiker José Bové etwa erklärt in "The Independent", dass ein Verbot von Pferden auf Rumäniens Straßen für die Zunahme verantwortlich sei. Pferdefuhrwerke seien zwar schon seit sechs Jahren nicht mehr erlaubt, allerdings werde das Verbot erst seit kurzem auch tatsächlich geahndet, so Bové, der sich im EU-Parlament für die Rechte von Kleinbauern einsetzt. Er behauptet, dass in der vergangenen Zeit wohl "Millionen Pferde in den Schlachthäusern gelandet sind".

Derartige Fuhrwerke haben in Rumänien eine jahrhundertelange Tradition. Da auch Esel als Zugtiere dafür verwendet werden, befürchtet so mancher französische Lebensmittelverantwortliche, dass sich nicht nur Pferde- sondern auch Eselfleisch in den Produkten von europäischen Supermärkten befinden könnte.

Rumäniens Pferdemafia

Wie der "Daily Mirror" in einer Reportage aus Rumänien berichtet, soll dort eine eigene Pferdemafia operieren, die mit kriminellen Fleischproduzenten zusammenarbeitet. Die Reporter beziehen sich auf Informationen aus dem Donau-Delta und Transsilvanien.

In diesen Gegenden mit hoher Armutsrate könnten sich viele Bauern die Erhaltung ihrer Pferde oft nicht mehr leisten. Vor allem im Donau-Delta würden auch immer mehr wilde Pferde gefangen und an die Mafia verkauft. Diese soll für die Tiere oft weniger als 20 Euro bezahlen, um sie dann um das mehr als 20-Fache an die Fleischhändler weiterzugeben.

Kein Export lebendiger Pferde

Auch korrupte staatliche Veterinärmediziner seien in den illegalen Pferdehandel verwickelt und würden die nötigen Papiere für Schlachtung und Transport besorgen. Laut einer Quelle soll ein französischer Konzern Pferdefleisch direkt aus Rumänien beziehen und in seinen Produkten verarbeiten.

Lebendige Pferde dürfen seit zwei Jahren nicht mehr aus Rumänien exportiert werden. Anlass dafür war die endemische Ausbreitung der Krankheit "Infektiöse Anämie", die landläufig auch als Pferde-Aids bezeichnet wird. Verarbeitetes Pferdefleisch darf aber weiterhin außer Landes verkauft werden. 2011 waren das immerhin rund 6.800 Tonnen, die aus Rumänien beispielsweise nach Frankreich, Belgien oder Italien gelangten. (red, derStandard.at, 11.2.2013)