Zu Gast bei EA in Köln.

Foto: derStandard.at/Pichler

"FIFA 14" wird derzeit von EA Canada entwickelt. Die Fußballsimulation erscheint im Herbst für PC, PlayStation 3 und Xbox 360 sowie später auch für PlayStation 4 und Xbox One.

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Auch heuer steht er wieder an, der traditionelle Fight von EA Sports und Konami um die Gunst der Fußballfreunde. Im Herbst werden Spieler und Tester einmal mehr entscheiden müssen, wer denn in der Saison 2013/14 der König des virtuellen Kicks ist. EA ist dabei vorgeprescht und hat Medienvertreter Ende Mai zu einem exklusiven Hands-on mit "FIFA 14" in die Rheinmetropole Köln geladen. Selbstverständlich war auch der GameStandard vor Ort.

Einer der federführenden Designer und gleichzeitig ausführender Produzent des neuen "FIFA"-Titels ist Sebastian Enrique. Er hat seine Ausbildung zum Softwareentwickler in Kolumbien und Argentinien absolviert und arbeitet heute für EA Canada, wo die Entwicklung der Fußballsimulation beheimatet ist. Seit "FIFA 06" gehört er zum Team und nahm die Präsentation der neuen Features des kommenden Teils vor und stellte sich der Presse in Einzelinterviews.

Schönere Tore

Steuerung, Bewegung und Ballphysik gehören auf spielerischer Seite zu den Entwicklungsschwerpunkten des neuen Teils. Die virtuellen Kicker beherrschen nun unter anderem realistischere Volley-Direktabnahmen, die – auch abhängig von den Attributen des jeweiligen Kickers – neue spektakuläre Tore ermöglichen.

Die abermals überarbeitete Ballphysik soll Aufsetzer wiederum realistischer erscheinen lassen. Neu sind Schüsse mit extrem wenig Anlauf aus der Bedrängnis heraus.

Mit "Protect the Ball" soll den Spielern die Möglichkeit gegeben werden, den Ball mit ihrem Körper gezielt vor dem Gegner abzuschirmen. Ein Mittel, das sich zumindest in der Theorie hervorragend dafür eignen würde, das Tempo der Partie zu beeinflussen.

Mit Biomechanik zu mehr Realismus

In Sachen Animationen soll ein biomechanisches Grundmodell abgehackte Übergänge der Vergangenheit angehören lassen. Statt vordefinierte Bewegungsabläufe ohne weiteres ineinander übergehen zu lassen, ist nun die Schrittweite des Spielers dynamisch von seiner Laufgeschwindigkeit beeinflusst. Hinter dieser Erweiterung unter dem Titel "Locomotion" stecken laut Enrique zwei Jahre Entwicklungsarbeit.

Anschließend an den Vortrag konnte "FIFA 14" an PlayStation-3- und Xbox-360-Konsolen ausprobiert werden. Die vorliegenden Eindrücke sind natürlich mit Vorbehalt zu genießen, denn der Titel befindet sich laut EA derzeit noch im Pre-Alpha-Stadium und ist in Sachen Gameplay erst zu 60 Prozent fertig. Bezeugt wurde das von kleineren Bugs, die im Rahmen des Probelaufs immer wieder auftauchten.

Insgesamt gut eine Stunde Spielzeit verbrachte der GameStandard mit dem Titel im Kampf gegen andere Medienvertreter. Für die Statistik: Am Ende stand dabei eine ausgeglichene Gesamtbilanz mit gleich vielen Siegen wie Niederlagen sowie einem Remis zu Buche.

Kleine Änderung, ...

Spielerisch macht "FIFA 14" bereits einen guten Eindruck. Hinter den Ankündigungen der Entwickler steckt mehr als nur Marketingbegriffe. Logischerweise spielt sich der Titel ähnlich wie sein Vorgänger, die Änderungen hinsichtlich der Spielerbewegung und Ballphysik sind aber spürbar.

So wurden die Auswirkungen der Trägheit auf Richtungsänderungen spürbar verstärkt. Ein Spieler im vollen Lauf benötigt nun gut einen Meter mehr Distanz, um abzubremsen und die Bewegung in die Gegenrichtung zu starten. Ähnlich sieht es bei Kurven aus, abrupte Haken und enge Tänze durch gegnerische Defensivreihen gelingen nur, wenn man den Sprint-Modifikator vorsichtig behandelt. Sonst ist es für den Kontrahenten leichter denn je, sich das Leder zu schnappen.

... große Wirkung

Obwohl es sich dabei nur um eine einzelne Änderung handelt, hat sie mit Abstand am meisten Auswirkungen dauf das Gameplay. Der eigene Laufweg muss nun vorausschauender gewählt, Pässe und Schüsse präziser getimt werden, zumal die Positionierung des Kickers zum Ball nun ebenfalls wichtiger ist. Gleichzeitig bedeutet das, dass auch die eigenen Mitspieler besser agieren müssen.

In der Tat waren Fortschritte in Sachen taktischer Begleitung und Positionierung zu bemerken, auch wenn es nach wie vor immer einen besonders effizienten, vorgezeichneten Weg zum Tor gibt. Auf spontane Ideen des Spielers wird nicht immer nach Wunsch reagiert, und auch bei plötzlichen Ballgewinnen im Mittelfeld dauert das Nachrücken gerne noch etwas zu lange. In Sachen Tormannintelligenz soll es nur kleine Nachbesserungen geben.

Positiv herauszustreichen sind auch die Änderungen an der Ballphysik. Das fallweise etwas flummiartige Verhalten der Kugel in "FIFA 13" scheint weitestgehend ausgemerzt zu sein. Das Leder wirkt nun etwas schwerer, was aber auch zu mehr unkontrollierbaren Abprallern und Pressingsituationen führt.

"Protect the Ball" ist als Mittel fast noch ein wenig zu mächtig. Schon mit wenig Übung ist es möglich, sich am Seitenout oder dem Torout derart vor dem Ball aufzubauen, dass die Situation ohne Foul kaum lösbar ist. Hier ist vielleicht noch eine Überarbeitung angebracht, ansonsten drückt man den Spielern eine Wunderwaffe für Zeitschinden in die Hand.

(Fast) kein Entkommen mehr

Entschärft hat man die Übermächtigkeit mancher Topspieler. Es ist nun nicht mehr so einfach, mit einem schnellen Angreifer mal eben durch die Abwehrkette zu brechen und uneinholbar auf das Tor zuzulaufen. Ein Spieler am Ball braucht nun länger, um zu beschleunigen, und ist im vollen Lauf nicht mehr ganz so schnell wie ohne die Kugel.

Abseits dessen wird der Titel ebenfalls erweitert. Der Klub-Management-Karrieremodus soll erneut umfangreicher und um ein neues Scoutingsystem erweitert werden, für Trainingszwecke werden neue Skillspiele eingeführt.

Auf der Xbox One und der PlayStation 4 wird "FIFA 14" übrigens eine neue Grafik-Engine namens "IGNITE" mitbringen. Den aktuellen Konsolen als auch der PC-Fassung bleibt diese zumindest in der kommenden Saison verwehrt. Ob man nächstes Jahr als PC-Spieler damit rechnen darf, konnte Enrique auf GameStandard-Nachfrage nicht beantworten.

Vielversprechend

Summa summarum wird "FIFA 14" keine große Generalüberholung der Serie, die aber seit 2011 wieder auf einem soliden Gameplay-Fundament steht, das abwechslungsreiche Partien erlaubt. Die Änderungen, die EA Canada implementiert, drücken das Spielgefühl jedoch sanft in Richtung mehr Realismus, ohne zu überfordern.

Das eine oder andere Fragezeichen baumelt noch über dem Fußballspiel, im Moment sieht es aber so aus, als dürften sich die Fans auf die Neuauflage im Herbst zu Recht freuen. Es bleibt abzuwarten, mit welchen Neuerungen Konami bei "PES 14" dagegenhalten wird.

Einen genauen Releasetermin gibt es noch nicht, ebenso kein Datum für die Veröffentlichung einer Demoversion. Wie üblich darf man wohl damit rechnen, dass EA im September oder Oktober auf den grünen Rasen bittet. (Georg Pichler, derStandard.at, 6.6.2013)

(Video: "FIFA 14" Trailer)