Am 25. Oktober öffnen sich die Tore des Stollens.

Foto: Buchberger/Mauthausen Komitee Steyr

Steyr - Oft ist Karl Ramsmaier an dem Stollen vorbei gegangen. Dass dieser einst von Häftlingen des KZ Steyr zum Schutz der Zivilbevölkerung gegraben wurde, wusste er freilich. Aber die anderen, die an dem Stollen unter dem Schloss Lamberg vorbeigehen? Es entstand die Idee, an dem "authentischen Ort, eine Ausstellung über KZ und Zwangsarbeit in Steyr zu errichten", erklärt der Initiator. Zehn Jahre hat es gedauert, bis eine Gruppe von Ehrenamtlichen das verwirklichen konnte. Am 25. Oktober wird der "Stollen der Erinnerung" eröffnet.

140 Meter lang ist die hufeisenförmige Anlage im Zentrum von Steyr. Die unterirdische Ausstellung soll "die Kälte der unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen spürbar machen und rückt dabei die Perspektive der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in den Mittelpunkt", informiert das Mauthausen Komitee Steyr.

KZ-Nebenlager von Mauthausen

Von 1942 bis 1945 existierte in dem Steyrer Stadtteil Münichholz ein KZ-Nebenlager von Mauthausen. Zwischen 1000 und 2000 Gefangene waren dort untergebracht. Die Häftlinge mussten Fabrikanlagen bauen, wurden in der Produktion von Flugmotoren und Wälzlagern eingesetzt, aber auch bei Straßenarbeiten und eben dem Bau von Luftschutzstollen. Mindestens 295 von ihnen sind in Steyr gestorben. Im "Veraschungsbuch" der Städtischen Bestattung sind 226 Namen zu finden.

Dieser Häftlinge kann nun in diesem Stollen gedacht werden. Ramsmaier und 14 weitere Vereinsmitglieder organisierten die Realisierung der Gedenkstätte und trieben das dafür nötige Geld auf. Erstmals gelang es, neben öffentlichen Subventionen auch große Steyrer Industriebetriebe für Spenden für ein derartiges Projekt zu gewinnen. "300.000 Euro kostete die Implementierung der Ausstellung", erklärt Ramsmaier. Als Kooperationspartner für die pädagogische Vermittlung der Ausstellung gewann der Verein das Museum Arbeitswelt.

Fledermäuse entdeckt

Zittern um ihr Projekt mussten die Verantwortlichen dennoch: 2007 wurden in der Stollenanlage geschützte Fledermäuse entdeckt. Doch eine Ausnahmeregelung vom Naturschutzgesetz ermöglichte dann eine Ausnahmebewilligung für den einstigen Luftschutzstollen. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 18.10.2013)