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Anna Gasser liegt das Springen besser als das Fahren. Die Kärntnerin gibt in Sotschi ihr Olympia-Debüt.

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Innsbruck/Wien - Vor vier Jahren hätte Anna Gasser noch nicht einmal von einer Olympia-Teilnahme träumen können. Das lag einerseits daran, dass ihre Disziplin noch gar nicht auf dem Programm stand, andererseits daran, dass die Kärntnerin eben erst mit dem Sport begonnen hatte.

Sotschi 2014. Die Snowboard-Disziplin Slopestyle hat ihre olympische Premiere. Anna Gasser (22) gibt ihr olympisches Debüt. 2009 stand sie erstmals auf dem Brett. "Ich bin gleich in die Funparks gegangen. Das hat mir total Spaß gemacht", sagt sie. Beim Slopestyle wird ein Parcours mit unterschiedlichen Hindernissen befahren, was anschließend von einer Jury bewertet wird. Slopestyle wird auch mit zwei Skiern unter den Füßen praktiziert - heuer ebenfalls erstmals olympisch.

Springen statt Fahren

"Das Springen lag mir von Anfang an besser als das Fahren", erzählt Gasser. Die Kärntnerin war früher Kunstturnerin, beendete diese Karriere 14-jährig. "Das Training war zu intensiv, für das, was rauskam." Sie wusste, dass sie es im Turnen nicht an die absolute Spitze geschafft hätte. Im Slopestyle gelang ihr der Vorstoß in die Weltspitze ziemlich flott. Im Jänner 2013 debütierte sie im Weltcup, ein Jahr später holte sie in Stoneham ihren ersten Podestplatz. Einen großen Teil dazu trug der Cab Double Cork 900, ein doppelter Rückwärtssalto mit einer halben Drehung, bei. Gasser ist die einzige Frau, die diesen Sprung beherrscht. Vergangenen November absolvierte sie ihn erstmals erfolgreich. Der Videobeweis findet sich auf Youtube. Die Anerkennung war ihr sicher - von der Konkurrenz wie von den Medien.

"Ich wollte den Sprung unbedingt lernen", erzählt die Millstätterin, ein Vorhaben, das von ihren männlichen Kollegen belächelt worden war. Nach gelungener Ausführung sprach sie von einem "unbeschreiblichen Gefühl" und einem "Ass im Ärmel" für Sotschi. Dort will sie den Sprung zumindest im Halbfinale und im Finale zeigen.

Fünfte bei X-Games

"Zuletzt bin ich auch ohne den Cab Double Cork 900 in den Top fünf gelandet." Zuletzt waren auch die X-Games, die größte Trendsportveranstaltung, in Aspen. Gasser wurde Fünfte. "Es war eine große Ehre, dabei zu sein." Nur zehn Athletinnen durften auf Einladung antreten. Längst geht es auch in ihrem Sport nicht mehr nur ums Dabeisein. "Das Leistungsdenken wird immer stärker", sagt die 22-Jährige, die fast jeden Tag auf dem Berg ist. Sommers übt sie auf dem Trampolin - Erinnerungen an die frühere Karriere.

Eine Knöchelblessur behinderte sie Anfang des Jahres. Verletzungen gehören in ihrem Sport dazu. Ungefährlich sei dieser nicht. "Ich hatte aber bisher nur leichte Verletzungen."

Hoffnung auf Medaille

Zurzeit steht der Sport bei Gasser absolut im Vordergrund. Ihr Studium hat sie vorerst auf Eis gelegt. Gasser ist in Sotschi Österreichs einzige Teilnehmerin im Snowboard-Slopestyle-Bewerb. Adrian Krainer, Clemens Schattschneider und Mathias Weißenbacher sind bei den Herren dabei. Die Erwartungen, sagt Gasser, habe sie mit der Qualifikation für Olympia schon erfüllt. Die Hoffnungen seien dennoch groß. Etwa zehn Athletinnen würden um den Sieg mitfahren. Sie selbst sei eine davon. "Ich erhoffe mir eine Medaille." Und falls es nicht klappt: Mit dem Cab Double Cork 900 wird Gasser sicher auch in Sotschi auffallen. Vor vier Jahren hätte sie davon nicht einmal träumen können. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 31.1.2014)