Dreihauber in der Trattoria-Küche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Jürgen Kleinhappl kocht im Grazer San Pietro Fischsuppe, Pasta, Risotto - und hat schmeckbar Spaß daran.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Eigentlich hätte Jürgen Kleinhappl seine mit drei Hauben und einem Michelin-Stern bewertete Küche im Saziani (Straden) gerne noch länger zelebriert. Die Winzerfamilie Neumeister beschloss aber, künftig nur noch auf die (bislang schon parallel angebotene) Wirtshausküche zu setzen und das Feld des Feinziselierten anderen zu überlassen. Damit war für den gerade einmal 27 Jahre jungen Ausnahmekoch jedoch klar: "Ich mach was Neues."

Geworden ist es aber kein Gourmettempel, sondern eine Trattoria im Grazer Außenbezirk St. Peter. Was doch erstaunt - wenngleich sich das San Pietro bei näherem Hinsehen als ziemlich schicker Schuppen und integraler Teil der Lavazza-Generalvertretung entpuppt. Kaffeeimporteur Angelo Urban wollte das Profil seines vor vier Jahren eröffneten Restaurants nachschärfen und ließ kurzerhand bei Top-Köchen der Steiermark anfragen, ob sie sie zu einem Wechsel in ein italienisches Ristorante zu überreden seien. Bei Kleinhappl langte die Anfrage just in dem Moment ein, da er von der Neuorientierung im Saziani erfahren hatte.

Souverän unaufgeregte Italo-Klassik

Für Graz ist das ziemlich erfrischend. Dass in dieser notorisch unter ihren gastronomischen Möglichkeiten dahinkrebsenden Stadt plötzlich ein Dreihauber sein Quartier aufschlägt, darf als mittlere Sensation gefeiert werden - zudem in einem Außenbezirk, an einer Ausfallstraße. Dass Kleinhappl das Mittagsmenü um läppische 7,50 Euro feilbietet, darf als Hinweis auf die Hintergründe dieser Grazer Misere gelten. Dass man um dieses Geld keine Wunder erwarten darf, ist klar - für vermehrtes Verkehrsaufkommen vor dem Restaurant sorgt es allemal.

Und zwar auch am Abend: Kleinhappl lässt sich in dem weitläufigen Lokal (70 bis 80 Sitzplätze) auf keine Gourmet-Waghalsigkeiten ein, sondern kocht souverän unaufgeregte Italo-Klassik, hinter der die feinnervige Energie des Spitzenkochs aber immer wieder aufblitzt. Kurz angegrillte Jakobsmuscheln und Steinpilze etwa, in einer zarten Sauce, die die pure Köstlichkeit beider Elemente gleichermaßen heraushebt und verbindet - toll. Es gibt safranisierte Spaghetti Vongole und im Ganzen gegrillten Branzino, aber auch Kleinhappls bereits klassischen gratinierten Lammrücken mit Gewürzbutter. Paella in der Folie sieht zwar toll aus, die Kombination aus gar weichem Couscous und übergaren Meeresfrüchten geht aber leider daneben. Dafür gerät die Kombination aus käseknuspriger Polenta mit Friséesalat, Pinienkernen, einem Hauch Rotweinsauce und in der Folie gebackenem Fenchel ganz und gar beglückend. Und das bei einer Vorspeise um ganze 5,90 Euro. (Severin Corti/Der Standard/rondo/25/10/2009)