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Arthur Sulzberger Jr. bestreitet, dass der Rauswurf seiner Chefredakteurin aufgrund ihres Geschlechts oder zu geringen Gehalts erfolgt sei.

Foto: Reuters/Fuentes

Der unfreiwillige Abgang von Jill Abramson als Chefredakteurin der "New York Times", der STANDARD berichtete, sorgt weiter für Diskussionen. In einem Statement weist "NYT"-Verleger Arthur Sulzberger Jr. Medienberichte zurück, wonach das Geschlecht oder das Gehalt ausschlaggebend für den Rauswurf gewesen seien.

Die Entscheidung fiel alleine aufgrund von Differenzen, schreibt Sulzberger Jr., für die der Führungsstil Abramsons verantwortlich sei. Kollegen aus dem Newsroom hätten sich bei ihm mehrfach über mangelnde Kommunikation, willkürliche Entscheidungen und öffentliche Demütigungen beschwert.

Alles Probleme, die er mit Abramson diskutiert habe, um sie zu warnen, dass sie sowohl das Vertrauen ihrer Belegschaft als auch jenes des Managements der Zeitung verlieren werde. Weil sich das Klima nicht gebessert habe, musste er die Reißleine ziehen, verteidigt sich Sulzberger Jr.

Verleger: Mehr verdient als der Vorgänger

US-Medien wie "The New Yorker" hatten zuvor spekuliert, dass Abramson im Umgang mit ihren Kollegen zu schroff gewesen sei, außerdem habe sie ihr Gehalt von Anwälten überprüfen lassen, weil Bill Keller, ihr Vorgänger an der Spitze der Redaktion, mehr verdient habe, was Sulzberger Jr. allerdings dementiert: Ihr Salär sei mit jenem Kellers vergleichbar gewesen, schreibt er, und: "Im letzten Jahr hat sie sogar um zehn Prozent mehr erhalten als er." Abramson, die 2011 inthronisiert wurde, soll rund 500.000 Dollar pro Jahr erhalten haben.

Überhaupt, so Sulzberger Jr., stehe die "New York Times" für Gleichbehandlung, was zahlreiche Frauen, die sich in Spitzenpositionen befinden, beweisen würden: "Der Rauswurf hat nichts mit der Bezahlung oder dem Geschlecht zu tun."

Nachfolger von Abramson wird Managing Editor Dean Baquet (57), die bisherige Nummer zwei an der Spitze der Redaktion übernimmt als erster Afroamerikaner die Chefredaktion.

Weniger Jobs, weniger Gehalt

Laut einer Studie des Pew Research Center aus dem Jahre 2012 sind beinahe zwei Drittel aller Jobs in US-Zeitungsredaktionen in den Händen von Männern, sie verdienen durchschnittlich um 5.000 Dollar oder 13 Prozent pro Jahr mehr als ihre Kolleginnen.

In der gesamten Medienbranche beträgt die Differenz in puncto Gehalt sogar 17 Prozent. Im Jahr 1991 waren es 19 Prozent, die Gehaltsschere hat sich in den letzten Jahren also kaum verkleinert. (red, derStandard.at, 19.5.2014)