Wien - Der Rechnungshof stellt der Bundestheaterholding in seinem Rohbericht ein schlechtes Zeugnis aus. Einer der Hauptpunkte seiner Kritik ist, dass die von Georg Springer geführte Holding "keine genehmigungsfähigen Dreijahrespläne mit den Bühnengesellschaften erarbeitet hat und keine realistischen mehrjährigen Finanzierungskonzepte für den Bundestheaterkonzern erstellt wurden". Die Holding erfülle "ihre strategische Führungsrolle nur unzureichend".

Die Gesellschaft, zu der Burgtheater, Staatsoper, Volksoper und Servicegesellschaft Art for Art ressortieren, argumentierte in ihrer Stellungnahme u. a. damit, dass sie über die Verteilung der vom Staat gegebenen Basisabgeltung für die Bühnen (fast 149 Mio. Euro) nicht allein verfügen könne. Die Holding braucht für ihren Verteilungsvorschlag ans Ministerium die Zustimmung der Bühnen, die allesamt ihre eigenen Budgets beschließen. Holdingchef Springer, dessen Vertrag Ende 2014 ausläuft, war für den Standard nicht zu erreichen. Zudem stellen die Prüfer den Vorwurf mangelnder Kontrolle in den Raum. Weiters seien die Quartalsberichte der Holding nicht ausreichend.

Kurz zur Erinnerung: Die Gebarung im verlustreichen Burgtheater, wo auch sehr viel Bares floss, führte dazu, dass der künstlerische Leiter, Matthias Hartmann, entlassen wurde, ebenso die frühere kaufmännische Geschäftsführerin, Sylvia Stantejsky. Ihr werden finanzielle Malversationen vorgeworfen. Beide weisen die Vorwürfe zurück.

Auch mit den Barauszahlungen hat sich der Rechnungshof beschäftigt. Er kritisiert, dass es in der Holding "keine schriftlichen Richtlinien gibt, wonach die Konzerngesellschaften Barauszahlungen möglichst vermeiden ... sollten". Die drei Bühnen hätten vom Geschäftsjahr 2009/10 bis 2011/12 "8,91 Mio. Euro an Gagen, Honoraren und Reisekosten sowie Bezügen und Bezugsvorschüssen in bar" ausbezahlt. Vor allem das Burgtheater: 7,13 Mio. Euro oder "rund 80 Prozent aller Barausgaben im Bundestheater-Konzern". Für Gagen, Honorare und Reisekosten von Gastkünstlern seien in der Burg 2,8 Mio. in bar geflossen (17 Prozent aller Ausgaben für Gastkünstler) - bei der Staatsoper waren es 4,6 Prozent, in der Volksoper war es ein Prozent.

Empfehlung der staatlichen Prüfer an die Bundestheater-Holding: Sie möge "schriftlich Anweisung erteilen, Barauszahlungen ... auf ein unvermeidbares Minimum zu reduzieren". Zahlungen an Gastkünstler sollten "grundsätzlich nur überwiesen", Barauszahlungen von Bezügen und Vorschüssen "untersagt" werden.

Dabei war der Holding das Ausmaß der Barzahlungen in der Burg spätestens im September 2011 bekannt. Ab Mai prüfte die Holding-eigene Interne Revision (Mitarbeiter: zwei) die "Barzahlungen" aller Holdingtöchter. Schon damals fiel das Burgtheater auf, dort würden "30 bis 40 Prozent aller finanziellen Ansprüche" bar bezahlt. In der Volksoper "wurde in den letzten drei Jahren ein Mal ein Honorar" bar bezahlt, so die Prüfer. Das Interne Kontrollsystem bei den Bargeldprozessen hielten sie bei allen Gesellschaften für "intakt". Schriftliche Kassenordnungen fehlten allerdings völlig.

Stantejsky prüfte Kassa

Kassenprüfungen gab es - auch im Burgtheater, durchgeführt wurden sie von Stantejsky selbst. "Die Kassenprüfung sollte", so die Interne Revision, aber "nicht zu den Hauptaufgaben einer kaufmännischen Geschäftsführerin gehören". Notabene: Die Aufbewahrung privater Gelder war laut Prüfbericht in allen Theatern verboten. In der Burg gab es sie allerdings, wie man inzwischen weiß.

Freilich hat sich auch der frühere Wirtschaftsprüfer der Burgtheater GmbH, PriceWaterhouseCoopers, in seiner Gebarungsprüfung für 2009 und 2010 u. a. mit dem Bereich "Kassa" beschäftigt. Abläufe und Kontrollmaßnahmen wurden als "ausreichend" und "wirksam" beschrieben. (Renate Graber, DER STANDARD, 17.6.2014)