Bagdad - Nach dem Vormarsch der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak (IS) im Irak hat Regierungschef Nuri al-Maliki Luftangriffe gegen die Extremisten angeordnet. Die Luftwaffe werde den kurdischen Einheiten im Norden des Landes zu Hilfe kommen, zitierten irakische Medien den Ministerpräsidenten am Montag. Zugleich forderte Maliki die USA zu Waffenlieferungen an die Kurden auf.

Die Terrorgruppe IS (früher ISIS) hatte am Wochenende nördlich und westlich der Stadt Mossul große Gebiete eingenommen, die unter Kontrolle von kurdischen Peshmergas waren. Unter anderem erkämpfte sie auch den größten Staudamm des Iraks, die Mossul-Talsperre und zwei Ölfelder. Am Montag berichteten kurdische Medien von einer Gegenoffensive der Kurden gegen die IS. Kurdische Peshmerga-Einheiten hätten einen kleinen Ort nördlich der Stadt Mossul zurückerobert, so das kurdische Nachrichtenportal Rudaw via Twitter.

Während der vergangenen Wochen konnten Angriffe der irakischen Luftwaffe die IS-Extremisten jedoch nicht stoppen. Bereits am vergangenen Wochenende hatten Regierungseinheiten die Terrorgruppe aus der Luft attackiert. Dabei gerieten auch die mit der Armee verbündeten kurdischen Einheiten unter Beschuss. Dreizehn Peshmerga-Kämpfer wurden getötet.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind rund 200.000 Menschen vor den Extremisten geflohen. Die meisten Flüchtlinge sind Mitglieder der religiösen Minderheit der Yeziden (Jesiden), einer monotheistischen Religion. Die Region um Mossul gilt als Hauptsiedlungsgebiet der kurdischen Yeziden. Viele Muslime betrachten sie als "Ungläubige" und "Teufelsanbeter". Wie Augenzeugen am Montag berichteten, richteten die Extremisten 67 Angehörige der Minderheit hin. Sie hätten sich geweigert, zum Islam überzutreten. Die kurdische Nachrichtenagentur Bas News berichtete sogar von 88 Opfern.

Am Dienstag soll das irakische Parlament einen neuen Ministerpräsidenten wählen. Der Schiit al-Maliki strebt seine dritte Amtszeit an - er stößt jedoch auf heftigen Widerstand. Kurden, Sunniten und mittlerweile auch Schiiten wünschen sich nach Jahren der Unterdrückung einen Wandel. (APA, 4.8.2014)