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Helfer sortieren Spenden im Lager der Caritas am Wiener Westbahnhof.

Foto: apa

Linz – 85 Prozent der Österreicher meinen, dass Österreich stolz auf das sein kann, was unser Land für Flüchtlinge getan hat – mehr als jeder Zweite davon bekundet sogar sehr großen Stolz. Besonders ältere Befragte stimmen dieser Aussage zu – eher zurückhaltend sind Grün-Wähler, die sich noch mehr Engagement wünschen würden, erläutert David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut, das die Umfrage für den Standard durchgeführt hat.

Er verweist darauf, dass viele Befragte "sozial erwünschte" Antworten geben – etwa Mitleid mit Bootsflüchtlingen bekunden. Andererseits gebe es aber eine gar nicht so kleine Minderheit von 43 Prozent, die meint, dass Österreich schon "zu viel des Guten" für die Flüchtlinge tue.

Wer hat die Probleme im Griff?

Die Bundesregierung kann es nicht – und die EU kann es erst recht nicht. Das ist die klare Antwort, die 82 beziehungsweise sogar 89 Prozent der Wahlberechtigten in einer aktuellen Umfrage des LinzerMarket-Instituts auf die Frage geben, ob die jeweilige Institution die Probleme mit den Flüchtlingen im Griff hätte.

Und: 47 Prozent sind voll und ganz der Meinung, dass die EU Österreich in der derzeitigen Situation allein lasse. Besonders ältere und weniger gebildete Personen üben starke Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik.

Gleichzeitig zeigt sich, dass die gestiegene Zahl der Flüchtlinge die Prioritätensetzung stark verändert hat: "Der Wunsch, dass Flüchtlinge gerecht in der ganzen EU verteilt werden sollten, rangiert jetzt als Topaufgabe für die Bundesregierung, gefolgt von dem Schutz vor Terror – noch im Juni lagen beide Themen hinter den Sorgen um Arbeitsplätze, dem Wunsch nach Steuerentlastung und der Forderung nach Ausbildung für alle Menschen unter 18 Jahren", erinnert sich Market-Studienleiter David Pfarrhofer.

43 Prozent sehen zu viel Hilfe

Die in der Vorwoche durchgeführte Umfrage belegt auch: Die Österreicher sind zwar stolz auf die geleistete Hilfe – aber 43 Prozent sagen gleichzeitig, dass Österreich schon zu viel des Guten getan hätte. Die entsprechende Frage lautete: "Es haben sich ja verschiedene Staaten und Institutionen um Hilfe für die Flüchtlinge gekümmert. Wer hat da zu wenig gemacht, wer hat gerade richtig agiert, und wer tut vielleicht zu viel des Guten?" 41 Prozent sagten, Österreich agiere gerade richtig, elf Prozent sagten, es habe zu wenig getan. Für Deutschland lauten die Vergleichszahlen: 49 Prozent "zu viel", 35 Prozent "gerade richtig" und ebenfalls elf Prozent "zu wenig". Und für das eigene Heimatbundesland sagen 28 Prozent, dass es zu viel für die Flüchtlinge tue.

Der Caritas unterstellen bei dieser Frage 27 Prozent zu viel Engagement, den ÖBB 25 Prozent und dem Roten Kreuz 21 Prozent.

Gespaltenes Bild von den Parteien

Der Standard ließ weiter fragen: "Und wie ist das mit den politischen Parteien Österreich? Ich lese Ihnen nun die Parteien vor und bitte Sie, mir zu sagen, ob die jeweilige Partei derzeit im Großen und Ganzen das Richtige tut oder ob sie eher das Falsche tut."

Von der Kanzlerpartei SPÖ sagen 41 Prozent, dass sie das Richtige tue, ebenfalls 41 Prozent sagen, dass die SPÖ das Falsche mache. Für die ÖVP, die die zuständige Innenministerin stellt, sind die Werte ähnlich: 41 Prozent sagen, sie tue das Richtige, 38 Prozent meinen, was die ÖVP tue, sei falsch. Bei allen anderen Parteien überwiegt die Einschätzung, dass diese Partei das Falsche tue. Das gilt für die FPÖ mit 52 Prozent beinahe im gleichen Ausmaß wie für die Grünen (47 Prozent) – obwohl diese beiden Parteien bekanntlich gegensätzliche Ansichten vertreten. Pfarrhofer: "Bei beiden Parteien sagen auch jeweils 31 Prozent, dass sie das Richtige täten – die Positionen der Grünen halten eben eher die höher Gebildeten für richtig, die der FPÖ eher die Bildungsfernen." (Conrad Seidl, 19. 9. 2014)