Sowohl die Pop-up-Dorms ...

Foto: Passivhaus Austria

... als auch das GreenHouse sind Passivhäuser. Ein weiteres Projekt aus Schiffscontainern wird es voraussichtlich ab Herbst geben.

Foto: Rupert Steiner

Fast ein Jahr ist es her, dass die ersten Studenten in die Seestadt Aspern zogen: Im März eröffnete mit dem GreenHouse das erste Studentenheim im größten Wiener Stadterweiterungsgebiet.

Bis Mitte 2016 sollen mehr als 6000 Menschen in der Seestadt wohnen. Studentenlokale oder ein breites Freizeitangebot gibt es bisher aber noch nicht. Die 310 Heimplätze im GreenHouse sind dennoch vergeben: Der günstigste Heimplatz im Doppelzimmer kommt auf 315 Euro, ein Einzelapartment kostet 429 Euro. "Viele Bewohner fanden es speziell, dass vor ihnen noch niemand da war", sagt Heimleiterin Judith Kittelmann.

Wohnen im Passivhaus

Für manche Bewohner zählte auch noch ein weiterer Aspekt: Das Studentenheim wurde im Passivhausstandard errichtet, ein Plus-Energie-Status wird angestrebt – ein unbekanntes Konzept für manche der zahlreichen ausländischen Studierenden. Daher bekommt jeder Neuankömmling beim Einzug auch Informationsmaterial zum Wohnen im Passivhaus überreicht.

Den Wohnalltag beeinflusse das aber ohnehin nicht, sagt Kittelmann, die selbst auch im Haus wohnt. Ein Detail, das dennoch ins Auge sticht: Die Fenster können nicht gekippt werden.

Mittels Facebook haben sich die Studenten gleich von Beginn an organisiert: Die Flyer für die erste Party im hauseigenen Partyraum seien bereits wenige Tage nach der Eröffnung verteilt worden, sagt Kittelmann. Weil es keinen Raucherraum gibt, Bewohner also auch spätnachts vor dem Haus rauchen, habe es in den ersten Monaten Probleme mit den Nachbarn gegeben.

Ruhe hat auch Nachteile

Mittlerweile sei aber eine Regelung gefunden worden. Die Ruhe, die viele aus der Stadt Geflüchteten hier schätzen, habe eben auch Nachteile, sagt Kittelmann.

40 weitere Studenten wohnen seit Herbst schräg gegenüber vom GreenHouse in den Pop-up-Dorms – einem temporären Studentenheim auf dem derzeit nicht genutzten Baufeld J11. Das Studentenheim ging aus einem von Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr gemeinsam mit Kooperationspartnern gestarteten Architekturwettbewerb hervor. In fünf Jahren soll es abgebaut und anderswo in der Seestadt wiederaufgebaut werden können, so die damalige Vorgabe.

Zehn Wohngruppen sind in den Pop-up-Dorms rund um ein Atrium gruppiert. Auch hier sind alle Plätze vergeben. "Viele haben Interesse an der Idee der Nachhaltigkeit", sagt Thomas Schach von Home4Students, das die Hälfte der Plätze vergibt. Die andere Hälfte wird vom OeAD vergeben.

Zweites Projekt

Doch auch der Preis – ein Einzelzimmer ist ab 350 Euro zu haben – spiele für viele eine Rolle. Preise um die 600 Euro, die manche Studentenheime für ein Zimmer verlangen, könne sich nur eine kleine Klientel leisten.

Ein zweites Projekt, das aus dem Architekturwettbewerb hervorgegangen ist und aus Schiffscontainern bestehen wird, hätte im März eröffnet werden sollen. Die Eröffnung wurde aber auf Herbst verschoben. Es gebe noch Probleme mit der Schallmessung, so Schach.

Pläne für weitere Studentenheime sind derzeit nicht bekannt. Vonseiten der Wien 3420 Aspern Development AG betont man aber, dass man das Angebot für Studierende beständig erweitern wolle.

Belebtes Erdgeschoß

Die Studenten, die schon hier sind, sind jedenfalls zufrieden: Der Weg in die Stadt sei zwar weit, berichtet ein deutscher Student – besonders unter der Woche, wenn die U-Bahn in der Nacht nicht fährt -, aber die Tatsache, dass sich in der Seestadt alles im Aufbau befinde, sei spannend. Zudem sei alles da, was man brauche: Im Vorjahr wurde in der Maria-Tusch-Straße die "erste gemanagte Einkaufsstraße Österreichs" eröffnet, Ziel in der ganzen Seestadt ist eine Belebung der Erdgeschoßzonen.

Im GreenHouse ist das gelungen: Der Großteil des Heimlebens spielt sich im Eingangsbereich ab. Hier steht ein Tischfußballtisch, es gibt Sitzgelegenheiten, und auch die Waschküche ist im Erdgeschoß gelegen und von der Straße aus einsehbar. "So war das auch konzipiert", sagt Kittelmann. "So sieht man jeden, der vorbeigeht – und alle sehen die Studenten." Ein Lokal für die Studierenden wäre trotzdem schön: "Aber das wird wohl noch dauern."

Raumbedarf groß

Bis dahin werden sich die Studierenden wohl weiter selbst organisieren. So wie auch die übrigen Seestadt-Pioniere: Es gebe viele Anfragen von Externen, die den Fitnessraum, die Musik- oder Gemeinschaftsflächen im GreenHouse nutzen wollen, berichtet Kittelmann. Der Bedarf sei groß. Der hauseigene Meditationsraum zum Beispiel wird einmal in der Woche von Müttern zum Kangatraining genutzt. (Franziska Zoidl, 8.2.2016)