Während Samsung und Sony bei ihren aktuellen Smartphone-Flaggschiffen nicht viel mit dem Design herumexperimentiert haben, wagt sich LG in ein neues Feld vor. Das Unternehmen hat auf dem Mobile World Congress in Barcelona sein erstes modulares Smartphone vorgestellt. So lässt sich das Gerät um Hardware-Komponenten erweitern. Der WebStandard konnte sich einen ersten Eindruck vor Ort verschaffen.
Kappe runter, Modul an
Die Bauweise des LG G5 basiert darauf, dass sich das schlanke Metallgehäuse an der unteren Kante über eine Kappe öffnen lässt. Darüber kann einerseits der Akku Gerät herausgezogen werden, andererseits lassen sich hier die Module direkt an den Akku anstecken.
Das Unternehmen hat bislang ein Kamera- und ein Soundmodul vorgestellt. Cam Plus erweitert das Gerät um praktische physische Buttons für die Kamerafunktionen, dadurch wird das Smartphone allerdings auch schwerer und klobiger. Das DAC-Modul Hi-Fi Plus greift weniger massiv in das Design des Gerätes ein und soll den Sound verbessern. Ob das der Fall ist, war aufgrund des Lärms auf dem Messestand von LG nicht überprüfbar.
Einfacher Wechsel
Der Wechsel der Module wird denkbar einfach über einen kleinen, unscheinbaren Button auf der Seite des G5 bewerkstelligt. Auch das Ablösen und Anstecken vom Akku funktioniert gut, ohne Brachialgewalt anwenden zu müssen. Darin liegt allerdings vielleicht auch die Schwachstelle des Geräts – das Ganze wirkt etwas filigran und lässt befürchten, dass sich die Module im turbulenten Alltag vielleicht lockern könnten.
Always-on-Display
Ebenfalls neu ist die Always-on-Funktion des Displays, auf die auch Samsung bei Galaxy S7 und S7 Edge setzt. Die Uhrzeit wird auf dem dunklen Bildschirm stets eingeblendet, man muss das Gerät dazu nicht extra einschalten. Das Feature hat das Potenzial auch in anderen Smartphones Einzug zu halten, da es eine simple, aber praktische Erweiterung ist. Generell macht der 5,3 Zoll Große Quad-HD-Screen einen sehr guten Eindruck.
Zweite Weitwinkelkamera
Eine Neuerung hat sich LG auch für die Kamera einfallen lassen. Auf der Rückseite ist neben der 16-Megapixel-Kamera noch eine zusätzliche 8-Megapixel-Kamera für Weitwinkelaufnahmen integriert. So haben große Personengruppen oder Landschaften Platz auf einem Foto, ohne die Schwenkpanoramafunktion anwerfen zu müssen. Die Fotoqualität konnte auf der Messe nur eingeschränkt beurteilt werden. Die Vorschaubilder auf dem Smartphone-Display zeigen jedoch schöne Aufnahmen, die auch bei herangezoomten Details relativ scharf sind. Die Frontkamera kommt ebenfalls mit 8 Megapixel.
Im Highendbereich angesiedelt ist auch die weitere Ausstattung des Smartphones. LG setzt auf Qualcomms Snapdragon 820-Chip, 4 GB Arbeitsspeicher, einen Fingerabdrucksensor auf der Rückseite, USB Typ C und Android 6.0 Marshmallow – wie üblich mit LGs angepasster Benutzeroberfläche.
Fazit
Das neue Konzept von LG wirkt einerseits vielversprechend. Wenn noch weitere Module angeboten werden, könnte sich das Smartphone in eine ganz neue Richtung entwickeln. Zusätzliche Hardwarefeatures können entwickelt werden, ohne in das Grunddesign des Geräts einzugreifen. Nutzer könnten sich aussuchen, welche Komponenten ihnen wichtig sind und ihr Gerät beliebig selbst erweitern. Allerdings bleibt etwas Skepsis zurück: ob die Bauweise robust genug ist, ob LG das Konzept bei der nächste Smartphone-Generation nicht wieder aufgibt, ob überhaupt noch weitere Module auf den Markt kommen.
Und ein wichtiges Detail hat LG auch noch nicht verraten: wieviel das G5 und die Module kosten werden. Mehreren Berichten zufolge soll der Preis des Smartphones offenbar bei etwa 600 Euro liegen. Mit wieviel die Module zu Buche schlagen, ist noch nicht durchgesickert. Ein nicht unwesentlicher Aspekt, soll es nicht bei einer teuren Spielerei für Nischenmärkte bleiben. (Birgit Riegler aus Barcelona, 23.2.2016)