Die Ankündigung sorgte im vergangenen Herbst für einige Aufregung. Eine App namens "Peeple" sollte es ermöglichen, Bewertungen über Mitmenschen zu veröffentlichen. Trotz heftiger Kritik ist das Programm nun an den Start gegangen – weitere Kontroversen dürften aufgrund des Geschäftsmodells vorprogrammiert sein.

Jeden Menschen bewerten

Das Grundprinzip ist einfach. Nutzer registrieren sich via Facebook sowie Zweifaktor-Authentifizierung und können sodann los legen, ihre Meinung über andere Personen in Wertungsform kund zu tun. Dabei wird mit drei Kategorien hantiert: Beruflich, Persönlich und Romantisch – je nachdem, in welcher Beziehung man den anderen Menschen kennt.

Neben einer Benotung in drei Stufen – positiv, neutral, negativ – ist auch die Eingabe eines schriftlichen Statements für jeden Bereich vorgesehen. Laut einem Einführungsvideo sieht man bei Peeple das digitale Alter Ego als eine Art soziale Währung, deren Wert sich auf diesem Wege steigern lasse. Andere könnten immerhin so erfahren, wer man "wirklich sei".

Peeple

Bewertungen ablehnbar

So soll man so im Umgang mit Anderen bessere Entscheidungen treffen können. Neben Wertungen bietet das aktuell nur für iOS verfügbare Programm auch einen Chat und die Möglichkeit, sich andere Nutzer in der Nähe zeigen zu lassen. Menschen, die in einer Beziehung leben, können dies in der App angeben, was die "romantische" Kategorie deaktiviert.

Ist eine Bewertung, in Peeple "Empfehlung" genannt, formuliert und abgeschickt, wird die betroffene Person darüber informiert. Auch die Bewertung von nicht registrierten Leuten ist möglich, die darüber in Kenntnis gesetzt werden. Positive Eindrücke sollen zwar im Vordergrund stehen, es gibt allerdings keine Barrieren für negatives Feedback. Erhält man selbst eine Bewertung, die man für untragbar hält, kann man diese ablehnen. Nur zugelassene scheinen am eigenen Profil auf.

"Truth License" hebelt Schutz aus

Was klingt, wie eine Schutzfunktion, wird von den Betreibern der in ihrer Grundausführung kostenlosen App jedoch als Hebel für das ebenfalls bezahlte Abo herangezogen. Dieses wird als "Truth License" betitelt. Wer sich für dieses in "naher Zukunft" startende Angebot entscheidet, soll alle Bewertungen anderer Personen zu sehen bekommen – auch die abgelehnten.

Foto: Peeple

Riskantes Konzept

Praktisch bedeutet dies, dass die Ablehnung von Bewertungen großteils sinnlos ist. Denn Neugierige können die gefilterten Einträge gegen Entgelt trotzdem einsehen. Damit schaffen die Macher von Peeple potenziell ein Minenfeld aus rechtlichen Problematiken – etwa wenn ein Nutzer einen Eintrag abgelehnt hat, dessen Inhalt Tatbestände wie Rufschädigung erfüllt.

Je nach Gesetzeslage könnte dies für die Betreiber bedeuten, abgelehnte Einträge vor der Freigabe für Bezahlnutzer auf kreditschädigende oder beleidigende Aussagen prüfen zu müssen. Peeple setzt eine Mindestalter von 17 Jahren für die Nutzung voraus und scheint aktuell nur für US-Nutzer freigeschaltet zu sein. (gpi, 08.03.2016)