Nach 500.000 verkauften Range Rover Evoques reißt Land Rover seinem Erfolgs-SUV das Dach runter und baut ein Abenteuercabrio, das man auch im Winter gern offen fährt.

Foto: Land Rover
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Preis: 56.100 €
Motoren: 2 Diesel (150, 180 PS), 1 Benziner (240 PS)
Getriebe: 9-Gang-Automatik
Antrieb: Allrad
Gepäckraum: 251 l
Länge/Breite/Höhe: 437/209/161 cm
Leergewicht: 1936 – 1967 kg
Verbrauch (kombiniert): Diesel 5,7 l, Benziner 8,6 l

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Ach, was war das damals für ein Schock für die wahren Kenner der Autoszene, als 2008 Tata Land Rover übernommen hat. Wir erinnern uns: BMW hat 1994 den Übernahmereigen gestartet, sich sechs Jahre später wieder von der Marke getrennt. 2000 war Ford gerade im Kaufrausch und hat für seine 1998 gegründete Premier Automotive Group (PAG) zugeschlagen. Jaguar gehörte schon seit 1989 zu PAG, Aston Martin folgte 1994 zur Gänze, Volvo 1999.

Foto: Land Rover

Nach ein paar Jahren der wenig ruhmreichen Regentschaft verscherbelte Ford die Marken wieder. Aston Martin ging an ein britisches Konsortium, Volvo an den chinesischen Konzern Geely – da haben schon alle entsetzt die Hände zusammengeschlagen -, Jaguar und Land Rover übernahm Tata, der indische Billigautohersteller und Mischkonzern. Derf denn des sein!

Foto: Land Rover

Doch statt des prognostizierten Endes von Jaguar und Land Rover blühten die beiden Marken regelrecht auf. Anders als Ford war Tata nicht an der schnellen Kohle interessiert, sondern stellte die Weichen auf langfristiges Wachstum, wie uns Wolfgang Epple, Direktor für Forschung und Technik bei Jaguar Land Rover, eben erst wieder bestätigte.

Lass einmal spielen, die Buben

Was passierte, als man den britischen Jungs die Fesseln abnahm und ihnen die Würde zurückgab, war erstaunlich. Land Rover begann wieder damit, begehrte Autos zu bauen. So wie den Evoque. Und der Erfolg des Evoque – 500.000 gebaute Fahrzeuge – ermunterte dazu, Neues zu probieren. Wie ein SUV-Cabrio.

Foto: Land Rover

Ein Wunder eigentlich, dass nie zuvor wer die Idee hatte, der neuen Massenklasse SUV das Festdach runterzureißen und ein Cabrio zu bauen. Stattdessen entstanden Festdachcabrios. Doch der Spuk ist ja inzwischen wieder vorbei. Jedenfalls: Nach dem Erfolg der Fetzendach-Geländewagen wäre der Schluss ja nahe gewesen.

Foto: Land Rover

Doch Moment: Da war doch was. Der BMW Z18. Ein Prototyp eines Geländewagenroadsters. 1995 war das. Also damals, als Land Rover gerade BMW gehörte. Und wenn man dann auch noch weiß, dass die besten der bei BMW wegen zu hohen Alters aussortierten Automobilgranden – wie Wolfgang Epple auch – bei Land Rover zu neuer Pracht aufblühen, dann kann man sich doch vorstellen, dass sich in München ab und an wer in den Hintern beißt.

Foto: BMW

Wie auch immer. Land Rover hat es geschafft, den Evoque mit Faltdach zu erfinden und zu bauen. Die Idee war so gut, dass die Produktion der ersten Monate schon verkauft ist, bevor überhaupt jemand den Wagen fahren konnte.

Wir durften ihn jetzt probieren. Und wer denkt, Land Rover präsentiere sein neues Cabrio am Winterende, wenn schon alle nach Sommer dürsten, im Süden, der irrt. In den französischen Alpen, im tiefsten Winter, fanden sie den richtigen Ort. Das soll zeigen, dass dieser Evoque ein Cabrio für alle Jahreszeiten und Wege ist. Und recht hatten sie.

Foto: Land Rover

Schleckerpatzl

So düsten wir mit Haube und Schal mit offenem Dach zwischen den Schneewechten durch und über die Skipisten. Erst als der Evoque dann mitten im verschneiten Nirgendwo verschränkt auf drei Rädern stand und frivol das hintere Beinchen hob, hatten wir die ganz lustige Idee, einmal die Türen aufzumachen, dann den Kofferraum, und das Dach dafür zu. Während wir wie Spitzbuben hofften, dass sich der Wagen ganz entspannt so verspannt, dass gar nichts mehr zugeht, machte der Evoque Schleckerpatzl auf uns. Steif wie ein Grog ist dieses Cabrio.

Foto: Land Rover

Das haben wir nach den ersten Kilometern aber schon befürchtet. Denn nicht nur im Gelände spielt sich der Range Rover – dessen Allradantrieb übrigens einzigartig war, bis ihn Ford für den Focus RS kopierte. Auch auf der Straße lässt er sich ganz geschmeidig fahren. Schade eigentlich, wenn man denkt, wo diese Autos unterwegs sein werden. Wo dann wichtiger sein wird, dass sich das Dach in 18 Sekunden bis Tempo 48 öffnen lässt. Oder dass die Skidurchreiche öfter genutzt werden wird als die Allrad-Modi-Klaviatur in der Mittelkonsole, wenn am Hang Schnee liegt. Aber wurscht. Die Winter werden eh immer milder. (Guido Gluschitsch, 4.4.2016)