Ingrid Thurnher und Norbert Hofer während der TV-Konfrontation der Kandidaten für die Bundespräsidenten-Stichwahl.

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Nach der TV-Konfrontation der Kandidaten für die Bundespräsidenten-Stichwahl setzte es einen gewaltigen Shitstorm gegen die ORF-Journalistin Ingrid Thurnher. Beleidigungen, Beschimpfungen und Drohungen folgten in sozialen Netzwerken, nachdem sie dem freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer Fragen über dessen Darstellung einer Israel-Reise gestellt hatte. Einige dieser Postings könnten für ihre Verfasser nun Konsequenzen haben.

Löschungen erwirkt

Die Rechtsabteilung des ORF hat eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wien übermittelt und betont gegenüber dem WebStandard, dass man gegen derartige Hasspostings "mit allen rechtlich zu Gebote stehenden Mitteln konsequent" vorgehe.

Außerdem habe man bereits "zahlreiche Löschungen von Droh- und Hasspostings erwirkt". Die Entfernung von Beiträgen wurde von Facebook selbst sowie den Betreibern einiger Seiten aus dem Umfeld der FPÖ übernommen. Die FPÖ distanzierte sich "selbstverständlich von allen 'widerlichen Postings' gegen Ingrid Thurnher". Einige Journalisten zeigten sich solidarisch mit Thurnher und übten scharfe Kritik an den Postings.

Auslöser: Eine Recherchepanne

Ausgelöst wurde der Shitstorm durch eine lückenhafte Recherche, die FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache später als "perfide und widerliche Wahlmanipulation des ORF" bezeichnet hat.

Ausschnitt aus der TV-Sendung.
Jay Mc Lightbringer

Unmittelbar vor der Stichwahl konfrontierte Thurnher Hofer mit dessen Aussagen über einen Terroranschlag, den er 2014 in Jerusalem unmittelbar erlebt haben will. Ein Polizeisprecher widersprach nämlich seinen Erzählungen, zehn Meter von ihm entfernt sei eine Terroristin erschossen worden, die Handgranaten und eine Maschinenpistole bei sich gehabt habe.

Dabei wurde vom ORF allerdings nicht erwähnt, dass sich am Tag von Hofers Besuch tatsächlich ein Zwischenfall mit Schüssen ereignet hatte. Eine unbewaffnete jüdische Israelin, laut Medienberichten Mitglied einer radikalen Sekte, wurde von der Polizei gestoppt und verletzt. Es gab aber weder Terror noch Handgranaten oder Maschinenpistolen.

Google-Recherche dauerte keine Minute

Die fehlerhafte Recherche des "ZiB 2"-Anchors Armin Wolf wurde noch während der Sendung öffentlich, als Journalisten Links zu Artikeln über den Vorfall auf Twitter veröffentlichten. So etwa der "Heute"-Journalist Erich Nuler, dessen Google-Recherche keine Minute gedauert hat. (Markus Sulzbacher, 2.6.2016)