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Wien – Tschingderassabum! Für die ausgedünnten Militärmusikapellen konnte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Mittwoch eine Frohbotschaft verkünden: Personell werden sie nach dem strikten Sparkurs wieder aufgerüstet, sodass sie demnächst auch wieder Märsche und den großen Zapfenstreich spielen können. "Artfremde Auftritte", wie der Minister unmilitärische Events nannte, werden den Ländern aber bald in Rechnung gestellt.

Rückblick: Unter seinem Amtsvorgänger Gerald Klug (SPÖ) wurden die neun Kapellen des finanzmaroden Bundesheeres 2015 zu Ensembles zusammengeschrumpft, was die Landeshauptleute gegen den damaligen Verteidigungsminister gegen sich aufbrachte. Hintergrund: Einige Landeskaiser griffen bei ihren eigenen PR-Auftritten allzu gerne auf die Militärmusiker als akustische Untermalung zurück, dem Vernehmen nach mitunter sogar bei lokalen Weinfesten. Zwar kommt Doskozil jetzt Erwin Pröll & Co. mit dem Revidieren von Klugs Sparmaßnahmen entgegen, aber für unmilitärische Auftritte wird von den Landesamtsdirektionen künftig ein Beitrag eingehoben und über eine entsprechend zu schaffende Vereinsstruktur verrechnet. Der Minister selbst wies am Mittwoch auf STANDARD-Anfrage freilich zurück, "dass wir bei irgendwelchen Weinfesten spielen", einen entsprechenden neu zu formulierenden "Spiel-Erlass" werde es wohl aber geben, erklärte er.

Causa prima seit Amtsantritt

Die marode Militärmusik sei jedenfalls ab dem ersten Tag seines Amtsantritts im Jänner als "Causa prima" an ihn herangetragen worden, erzählte Doskozil – und er zeigte auch Verständnis dafür, weil etwa viele Grundwehrdiener ihre Ausbildung dort später nutzen, um bei den regionalen Blasmusiken tätig zu sein.

Konkret wird es statt der zuletzt nur mehr zwanzig Soldaten bei den neun Militärmusikkapellen künftig wieder über 46 Musiker (ein Kapellmeister, 15 Unteroffiziere, 30 Rekruten/Militärpersonen auf Zeit) geben. Clemens Hellsberg, Ex-Vorstand der Wiener Philharmoniker, der den Minister im Rahmen einer Expertengruppe beraten hat, begrüßte ausdrücklich das Umdenken – weil die Militärmusik ein "ganz wichtiges Bindeglied zwischen dem Bundesheer und der Bevölkerung" sei. Militärmusikchef Oberst Bernhard Heher erklärte sich selbst als "sehr, sehr glücklich", denn: Man könne nun wieder ein Programm spielen, "wie es sich für eine Militärmusik geziemt".

Laut Doskozil kostet die wiedererlangte "volle Spielfähigkeit" um 1,4 Millionen Euro weniger als das Modell vor den Einsparungen von Klug, das damals elf bis 13 Millionen gekostet hat, denn: Die Militärmusiker sollen künftig zu 40 Prozent ihrer Dienstzeit militärische Tätigkeiten ausüben, also Grundwehrdiener ausbilden oder als "Informationsoffiziere" Werbung fürs Heer machen. Die Grundwehrdiener selbst sollen die Möglichkeit bekommen, vom ersten bis zum letzten Tag bei der Militärmusik zu sein und dort auch ihre Grundausbildung zu machen. Nach dem sechsmonatigen Präsenzdienst können sie sich für sieben Monate verpflichten. (Nina Weißensteiner, 15.6.2016)