Foto: BMW
Grafik: der Standard
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Wien/Budapest – Sport-plus. Zwei Drücker am Taster in der Mittelkonsole und der M2 ist perfekt angespitzt. 370 PS und bis zu 500 Newtonmeter Drehmoment im Overboostbereich feuern dann aus dem Twin-Turbo-Reihen-Sechser. "Rührend", meint ein Kollege, "welche Mühen sich BMW macht, um heute noch ein Auto auf die Räder zu stellen, das klingt und fährt, wie man sich heute verklärt an die Sportwagen vergangener Zeiten erinnert."

Den dicken Hintern verdankt der M2 der Achse vom M3.
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Er meint damit jene Tage, als Fahrspaß noch ganz oben stand und sich Verbrauchsangaben im besten Fall auf die Menge der einzuwerfenden Beruhigungsmittel, im schlimmsten Fall auf die Anzahl der Fahrzeuge bezog, die man pro Jahr anschaffen musste, weil immer wieder eines im Straßengraben verlustig ging.

Wie die Zeit vergeht

"Unglaublich", meint indes der Fahrinstruktor in der Boxenstraße des Hungaroring, wo wir den M2 ein bisserl ausführen, "ein paar Jahre alte Rennwagen haben kein Leiberl gegen dieses Serienauto. Hätte einer vor zehn Jahren diesen Wagen schon gehabt, wäre er allen um die Ohren gefahren, egal ob bei der Rallye, auf der Rundstrecke oder beim Driften."

Ein rauchend Heck braucht vorn ordentlich Luft. Um den Twin-Turbo ausreichend kühlen zu können, sitzen hinter dem martialisch wirkenden Spoiler zusätzliche Kühler. Der aufgeladene Reihen-Sechser offeriert im Gegenzug 370 PS und bis zu 500 Newtonmeter Drehmoment.
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Jetzt kann man sagen, BMW hat sich redlich bemüht, den Zweier sehr mhmm zu machen – man kann aber auch sagen, dass es sich die Bayern leicht gemacht haben. Weil Fahrwerk und Achsen kommen direkt vom M3/M4. Darum hat der M2 auch den breiten Hintern. Der große Unterschied zum M3/M4 ist aber der kürzere Radstand. Und wie wir seit Kindestagen wissen, liegt in der Kürze die Würze. Vor allem, wenn sie mit so viel zorniger Turbo-Kraft wie im M2 offeriert wird.

Da versteht man dann auch schnell, warum der Herr Instruktor meint, dass es der Rundstreckenfahrt nicht dienlich sei, die stabilisierenden elektronischen Helfer abzuschalten. Die Erfahrung der letzten Tage habe gezeigt, dass selbst der geübte Journalist noch in der gleichen Runde wenig grazil von der Strecke fliegt, wenn er sich allzu sicher wähnt, diese Kraft, aufgeteilt auf den knackigen Radstand, zu beherrschen.

Perfekte Rundumsicht

Die Driftwinkel, die der M2 im Modus "Sport-plus" zulässt, sind ohnedies beachtlich. Erstaunlich spät fängt der BMW das Heck ein. Noch eine nette Überraschung ist, dass die 7-Gang-Automatik nicht in die Schalterei pfuscht. Soll heißen, im manuellen Modus schaltet sie selbst beim Kickdown nicht runter, im Begrenzer nicht rauf. Als ob er sagen wollte: "Wirst schon wissen, gell, was du tust."

Wissma. Darum prügelt der gerührte Kollege den M2 auch sehr quer über den Ring. Bis ihm doch der Mut ausgeht. Ein Lupfer am Gas. Gegenpendler. 360 Grad. Und mehr sogar. 1:0 für die Physik, den BMW und den Fahrspaß.

Innen gibt es Leder, Carbon und den feinen Sound aus den vier Endrohren.
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Bleibt noch die Frage, wie alltagstauglich der M2 jetzt ist. Im Grunde ja so sehr wie jedes andere 2er Coupé. Wenn man sich halt nicht daran stößt, dass der Wocheneinkauf am Seitenfenster klebt und vom Beifahrersitz nur Röchler und Würgegeräusche kommen. Dafür spart man sich beim Reifenumstecken das Beschriften der alten Radln. Weil die sind sicher zum Wegschmeißen. (Guido Gluschitsch, 27.6.2016)