Crowdworker finden ihre Aufgaben online, meistens auf Plattformen wie Clickworker. Die Arbeiterkammer Wien zählt aber auch die Foodora-Fahrerinnen und -Fahrer zu den Crowdworkern. Mehr über das Phänomen gibt es hier zu lesen.

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Nicht vieles wusste man bislang über die heimische Crowdwork-Szene, nun gibt es erste Zahlen. Eine von der Arbeiterkammer Wien geförderte Forschungsarbeit zeigt erstmals das Profil der österreichischen Crowdworker, also von Menschen, die auf Plattformen wie Clickworker, Upwork und Book a Tiger Aufgaben ausführen und dafür bezahlt werden.

Kaske fordert Mindeststandards

Im Zuge der Online-Befragung von etwa 2.000 Österreichern im Alter von 18 bis 65 Jahren gaben 36 Prozent an, dass sie im vergangenen Jahr versucht haben, Arbeit über sogenannte Share-Economy-Plattformen zu finden. Allerdings übten nur 18 Prozent (451 Personen) eine solche Tätigkeit dann auch aus.

Obwohl es sich bei Crowdwork um ein großteils noch unbekanntes Phänomen handle, müsse man nun reagieren und sich der Crowdworker annehmen, sagte der Wiener Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske bei der Präsentation der Studie. "Es ist gut und positiv, dass Technik neue Arbeitsformen und Wege, Geld zu verdienen, ermöglicht. Aber Technik darf keine Ausrede für Rechtsbruch sein."

Anstatt eines Arbeitsvertrags gelten für Crowdworker meist die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Vermittlungsplattformen, die oft einseitig zugunsten der Auftraggeber gestaltet sind: Sie dürfen beispielsweise Leistungen ohne Lohn und ohne Angabe von Gründen ablehnen oder Wettbewerbe für fertige Projekte ausschreiben und nur den Gewinner entlohnen. Kaske fordert eine faire Bezahlung, mehr Informationen über die Auftraggeber und die Möglichkeit, sich zu vernetzen.

Nur wenige Studierende

Wer kann sich in Österreich angesprochen fühlen? Laut der Studie sind es etwas weniger Frauen als Männer, die auf Plattformen Arbeit suchen. Ein Fünftel ist zwischen 18 und 24 Jahre alt, ein ähnlich hoher Anteil zwischen 25 und 34 Jahre, aber auch mit steigendem Alter tummeln sich noch einige Österreicher auf Plattformen: 13 Prozent sind zwischen 55 und 65 Jahre alt. Das Klischee, dass es sich bei den meisten Crowdworkern um Studierende handelt, kann die Studie nicht bestätigen: Der Anteil liegt nur bei elf Prozent. Über die absoluten Zahlen lasse sich keine handfeste Aussage machen, sagt Sylvia Kuba, Expertin für Crowdwork bei der Arbeiterkammer Wien. Man könne die Ergebnisse höchstens hochrechnen, seriös sei das aber nicht.

Auch über die Art der Tätigkeiten gibt die Studie Auskunft. Die Vielfalt ist groß: von professionellen Arbeiten, die eine hohe fachliche Kompetenz erfordern (49 Prozent), bis zu Botengängen und kleineren, online durchgeführte Aufgaben, sogenannter Clickwork (74 Prozent). Die Arbeiterkammer nimmt in ihre Definition von Crowdwork aber nicht nur online ausgeführte Tätigkeiten auf, sondern auch Arbeiten, die zwar online gefunden oder vermittelt, aber offline durchgeführt werden (etwa das Putzen bei "Book a Tiger").

Einkommen sind gering

Das persönliche Einkommen der Crowdworker (insgesamt, nicht nur durch Crowdwork) ist nicht hoch: Fast die Hälfte der Befragten verdient weniger als 18.000 Euro im Jahr, weitere 43 Prozent verdienen zwischen 18.000 und 36.000, und nur drei Prozent kommen auf mehr als 60.000 Euro pro Jahr. Die Plattform-Arbeit stellt allerdings nur für eine Minderheit die einzige oder wichtigste Einnahmequelle dar – dennoch machen Crowdwork-Einnahmen bei elf Prozent mehr als die Hälfte des Einkommens aus.

Über die Beweggründe, online nach Aufgaben und Arbeit zu suchen, gibt die Studie keine Auskunft. Es sei zunächst um eine quantitative Erhebung gegangen, sagt Kuba: zu wissen, wer diese Menschen in Österreich sind. "Aber dass es wahrscheinlich so angefangen hat, dass sie nach 'Online Geld verdienen' gegoogelt haben, ist sehr wahrscheinlich." An Crowdwork als altruistische Tätigkeit glaubt Kuba jedenfalls nicht, das hätten auch Gespräche mit Crowdworkern selbst gezeigt sowie die Tatsache, dass in den USA mit der Wirtschaftskrise die Gruppe schnell größer wurde.

Regierung am Zug

Kaske hofft darauf, dass sich die Regierung des Themas annimmt und dieses in der EU vorantreibt. "Nationale Regelungen sind zwar sinnvoll, umfassende Verbesserungen bedürfen allerdings eines europäischen Rechtsrahmens." Eine gute Möglichkeit dafür sei die Ratspräsidentschaft Österreichs im Jahr 2018. Bis dahin wolle die Arbeiterkammer noch mehr Informationen über Crowdworker sammeln und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. (Lara Hagen, 6.9.2016)