"In der Vergangenheit wurde die Wertigkeit des Arzt-Patienten-Gesprächs etwas unterschätzt", räumte Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Ministerium, ein.

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Wien – Bessere Kommunikation zwischen dem Gesundheitspersonal und Patienten sollen dazu beitragen, die Gesundheitskompetenz der Österreicher zu verbessern. Um diese war es nämlich zuletzt im Vergleich zu anderen EU-Staaten schlecht bestellt, erklärte Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Ministerium, bei einem Pressegespräch anlässlich einer Konferenz zu eben diesem Thema.

Eine vor rund vier Jahren veröffentlichte Studie brachte das Ergebnis, dass mehr als die Hälfte der Österreicher Schwierigkeiten damit hat, die nötigen Gesundheitsinformationen zu finden, sie zu verstehen und einzuordnen und anhand dieser Infos Entscheidungen zu treffen.

"Österreich hat hier unterdurchschnittlich abgeschnitten", so Rendi-Wagner. Als Konsequenz daraus setzte man sich daher das Ziel, die Gesundheitskompetenz der Österreicher weiterzuentwickeln, dies wurde aufgrund der Dringlichkeit "priorisiert". Im Zuge dessen wurde auch die Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK) geschaffen, die am Donnerstag ihre mittlerweile zweite Konferenz in Wien abhält.

Gesundheitspersonal soll kommunizieren lernen

"In der Vergangenheit wurde die Wertigkeit des Gesprächs etwas unterschätzt", räumte die Sektionschefin ein. Dabei sei es für Diagnose und Therapie ein wesentliches Instrument. Schließlich spielt neben dem Therapieerfolg auch der ökonomische Aspekt eine Rolle. Es sei daher wesentlich in den nächsten Jahren, die Gesprächsführung auch in die Aus- und Weiterbildung der betroffenen Berufsgruppen zu integrieren. Um auch in Zukunft einen internationalen Vergleich anstellen zu können, startete Österreich gemeinsam mit Deutschland und der Schweiz eine Initiative für eine weitere EU-weite Studie. Die Arbeitsgespräche liefen laut Rendi-Wagner bereits an.

Patientenanwalt Gerald Bachinger bestätigte die Bedeutung der Gesprächsqualität und berichtete aus der Praxis. Laut einer Beschwerdestatistik entfällt nur ein Drittel der Beschwerden tatsächlich auf Behandlungsfehler, der größte Teil hingegen auf Gespräche: "Patienten und Angehörige haben Verständnis für Fehler. Wenn aber dann die Kommunikation falsch läuft, bringt das das Fass zum Überlaufen." Das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt hingegen sei die "beste Beschwerdeprävention", so Bachinger. Um die Gesprächsqualität zu verbessern, sollte etwa "Fachchinesisch" vermieden und unwesentliche Details weggelassen werden.

E-Medikation: Voraussetzungen "demnächst" erfüllt

Gute Reformen brauchen Zeit, gab der Generaldirektor des Hauptverbandes der Sozialversicherungen, Josef Probst, zu bedenken. Für die Gesundheitskompetenz sei die Kommunikation zentral, der Hauptverband prüfe daher in den eigenen Einrichtungen, ob die Information verständlich ist und schule das Personal.

Apropos Neuerungen: zur österreichweiten Einführung der E-Medikation erklärte Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) unlängst, diese werde es erst geben, wenn die Applikation der Sozialversicherung bei 80 Prozent der Hersteller von Ordinationssoftware funktioniert.

Probst geht davon aus, dass dies "demnächst" der Fall sein wird. Einen Zeitpunkt nannte er auf Nachfrage nicht. "Wenn alle wollen, dann geht's", so der HV-Generaldirektor. Dem pflichtete Patientenanwalt Bachinger bei. Wenn die Software des Arztes aktuell sei, könne er an das HV-System "andocken". "Das dürfte im kassenärztlichen Bereich kein Problem sein." (APA, 13.10.2016)