Rom/Braunau am Inn/Predappio – Giorgio Frassineti, Bürgermeister der norditalienischen Ortschaft Predappio, Geburtsort des Diktators Benito Mussolini (1883-1945), kritisiert Pläne zum Abriss des Hitler-Geburtshauses in Braunau. "Gebäude, die die Geschichte bezeugen, sollten nie abgerissen werden. Auch Konzentrationslager sind verwunschene Orte, doch niemand würde sie abreißen", sagte Frassineti.

"Verwunschene Orte sollen dazu anregen, über die eigenen Fehler und dem Horror nachzudenken. Sie sind eine Mahnung für die Zukunft (...) Ich kenne den Bürgermeister von Braunau, er ist gegen den Abriss von Hitlers Haus", sagte Frassineti im Interview mit der Tageszeitung "Il Giornale". Im September war er mit dem diesjährigen Austrian Holocaust Memorial Award ausgezeichnet worden.

Andenken unvermeidbar

Frassineti ist kein Nostalgiker. Er gehört der Demokratischen Partei (PD) um Premier Matteo Renzi an. In seinem Predappio befindet sich das Geburtshaus Mussolinis. "Wir haben Mussolinis Haus in ein Kulturzentrum umgewandelt, das Seminare und Ausstellungen beherbergt. In Mussolinis Haus spricht man über Geschichte und Kunst", betonte Frassineti.

Dass Predappio auch Pilgerort für faschistische Nostalgiker bleibt, hält Frassineti für unvermeidbar. Diese seien jedoch lediglich zehn Prozent aller Besucher in Predappio. "90 Prozent sind Personen, die aus kulturellen, oder geschichtlichen Gründen nach Predappio kommen", kommentierte der Bürgermeister.

Auch Grab des Diktators in Predappio

In Predappio soll dank Frassinetis Einsatz 2019 das erste Faschismus-Museum Italiens eingeweiht werden. Es soll im früheren Hauptquartier der Faschistischen Partei in dem 40 Kilometer südwestlich von Ravenna gelegenen Ort eingerichtet werden. Mit dem Museum soll an die 21-jährige Herrschaft der Faschisten in Italien erinnert werden.

Mussolini war im Jahr 1883 als Sohn eines sozialistisch gesinnten Schmiedes in Predappio unweit von Rimini zur Welt gekommen. Er ist in dieser Kleinstadt auch begraben. Hier befindet sich ein Museum mit Bildern, Dokumenten und Briefen des Diktators, das jährlich von Tausenden von Nostalgikern des Faschismus besucht wird. (APA, 19.10.2016)