Volkstheater-Schauspielerin Stefanie Reinsperger.

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Frauen sollten öfters Männer spielen, empfahl Stefanie Reinsperger schon anlässlich ihrer Rolle als "schwarzer Neger aus Somalia" im Stück "Die lächerliche Finsternis" am Akademietheater 2014. Es war der Moment, in dem die Rakete Reinsperger in Wien gezündet hatte: als Pirat im Trainingsanzug, dessen Rede an die Erste Welt über die Zuschauerköpfe hinwegfegte – und das im tiefsten Wienerisch.

Auch die "Jedermann"-Rufe hat die 1988 in Baden bei Wien geborene Schauspielerin schon als Kind auf dem Salzburger Domplatz lauthals probiert. Die Rolle hätte ihr damals getaugt, gestand Reinsperger bei der Pressekonferenz der Festspiele am Donnerstag. Jetzt ist es halt doch die Buhlschaft geworden, jene durch wenig Text, dafür aber traditionell mit einer Robe in Signalfarben auftrumpfende Gespielin des dekadenten reichen Mannes aus Hugo von Hofmannsthals "Jedermann"-Drama.

Reinspergers Karriere geht steil bergauf. Nur vier Jahre nach ihrem Abschluss am Max-Reinhardt-Seminar wurde die heute 28-Jährige von der Fachzeitschrift "Theater heute" zeitgleich zur "Schauspielerin des Jahres" sowie zur "Nachwuchsschauspielerin des Jahres" gekürt. Sie überholt sich gewissermaßen selbst. Ebenso erhielt die Mimin 2015 den Nestroy-Preis als bester weiblicher Nachwuchs.

Schon im Volksschulalter war der Berufswunsch geklärt. "Was machen wir mit ihr?", soll die Mutter sich angesichts der performativen Energie ihrer Tochter des Öfteren gefragt haben. Und so dockte "Steffi" schon als Vierjährige in einer Kindertheatergruppe in London an, wo sie als Tochter eines Außenamtsbediensteten mit ihrer Schwester unter anderem aufwuchs. Die Familie ist viel umgezogen.

Dass sich Stefanie Reinsperger auf der Bühne wohlfühlt, sieht man sofort, und wie sehr sie bereits eine Star-Persona entwickelt hat, belegt auch das Stück "Selbstbezichtigung", das ihr Leib-und-Magen-Regisseur Dušan David Pařízek im Volx/Margareten für sie und mit ihr entwickelt hat. Es ist eine von stattlichen acht Produktionen, die die Schauspielerin derzeit am Volkstheater spielt. Nach drei Jahren am Düsseldorfer Schauspielhaus und einer Saison am Burgtheater ist das Haus am Weghuberpark nun ihr Stammsitz geworden.

In wenigen Wochen kommt dort eine neue Rolle hinzu. Ab 20. November spielt sie die Titelrolle in Franz Grillparzers dramatischem Gedicht "Medea" in der Regie von Direktorin Anna Badora. (Margarete Affenzeller, 3.11.2016)