Viele Einbrecher würden nur mit Schraubenzieher und Brecheisen anrücken, sagt Türenfachmann Senft.

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"Das Böse ist immer und überall." Die Zeile der Kultband EAV muss nicht auf das Thema Einbruch zutreffen: Denn man kann viel tun, um sein Heim vor Eindringlingen zu bewahren.

Die Kriminalstatistik der Polizei berichtet 2015 von österreichweit 15.516 Anzeigen wegen Einbrüchen in Wohnungen und Wohnhäuser (minus 9,3 Prozent gegenüber 2014). Allein in Wien waren es 7069 (minus 20,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr). 9240 der 15.516 Einbrüche wurden vollendet, 6276 blieben Versuche.

Die Polizei rät zu einem Tripel aus Maßnahmen: erstens mechanischer Schutz – also Sicherheitstüren und -fenster -, zweitens elektronischer Schutz, sprich Alarmanlagen, und nicht zuletzt das richtige Verhalten der Bewohner.

Verkabelung statt Funk

"Eine Alarmanlage hat den höchsten Abschreckungseffekt", sagt August Baumühlner, Experte für Kriminalprävention der Wiener Polizei. Kunden können dabei grundsätzlich zwischen Kabel und Funk wählen. Die Empfehlung von Polizei und Fachleuten lautet, auf Verkabelung zu setzen oder Funk mit Kabel zu kombinieren. "Die Sendefrequenz der Alarmanlagen ist eine freie Frequenz. Die ist jedem bekannt, und sie kann leicht gestört werden", sagt Josef Witke, Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker in der Wirtschaftskammer.

Für eine zuverlässige Innenraumsicherung müsse man mit mindestens 1500 Euro rechnen. Bei einer sogenannten Außenhautsicherung, die mithilfe von Magnetkontakten und Glasbruchmeldern auch Türen und Fenster umfasst, müsse man mehr investieren. "Die Außenhautsicherung ist kostengünstig faktisch nur dann möglich, wenn man schon beim Bau des Objektes an eine Alarmanlage denkt", sagt Witke. Bei der Bedienung reichen die Möglichkeiten von Zahlencode und Schlüssel bis zum Fingerabdruck, auch wenn der nicht immer sicher ist. Älteren Menschen rät Witke zu einer Alarmanlage mit Schlüssel.

Und Witke warnt vor billigen Alternativen. "Wenn Sie um 150 Euro im Baumarkt eine 'Alarmanlage' kaufen, dann haben Sie keine Alarmanlage, sondern ein Gerät, das halt zufällig Lärm macht, eine Dann-und-wann-Geschichte". Als Alarmanlagentechniker sagt er aber auch, dass in Wohnhäusern ab dem dritten Stock "eine g'scheite Haustür" reicht, sofern die Wohnung keinen Balkon hat.

Effektives Balkenschloss

Die Polizei empfiehlt Sicherheitstüren ab Widerstandsklasse drei. Die Kosten für eine solche lägen bei 2500 bis 3000 Euro, sagt Georg Senft, Wiener Landesinnungsmeister der Metalltechniker. Allen, die nicht so viel ausgeben können oder wollen, empfiehlt Senft als "Mindestschutz ein Hauptschloss mit gutem Zylinder, das mit einem Sicherheitsbeschlag versehen ist".

Als ebenfalls günstiger denn eine Sicherheitstür und dabei relativ effektiv nennt Senft ein sogenanntes Balkenschloss. Dieses gibt es in Querriegel- und in senkrechter Form. Wichtig bei Sicherheitstüren sei, dass sowohl Türblatt als auch -stock massiv sind und ineinandergreifen. Fenster könne man relativ günstig nachrüsten, etwa indem man die Griffe versperrbar macht.

Auch mit welchen Werkzeugen Einbrecher vorgehen, weiß Senft. "Der Otto Normaleinbrecher sucht mit einem großen Schraubenzieher und maximal mit einem Brecheisen den einfachsten Weg, sprich: die einfachste Tür." Nur "professionelle" Täter würden auch mit Keil und Hammer losziehen – oder mit Kuhfuß, in Österreich auch Goaßhaxn genannt.

Userdiskussion zum Thema

Bei einer Userdiskussion auf derStandard.at zeigte sich jedenfalls, dass die Sicherheit daheim wichtig genommen wird. Es gab zwar auch ironische Kommentare. Leser tim_taylor schrieb, "eine Mistgabel in Griffweite" sei ausreichend. Martin Müller10 kommentierte: "Ich hoffe auf Einbrecher mit Herz. Wenn sie meine Wohnung sehen, lassen sie mir ein paar Euro fürs Essen da."

In einer nichtrepräsentativen Umfrage auf derStandard.at (Mehrfachnennungen möglich) nannten aber 64,7 Prozent Sicherheitstür und -fenster als probates Mittel, 62,6 Prozent das Schließen von Fenstern beim Verlassen der Wohnung und 44,2 Prozent eine Alarmanlage. Die Aussage "Ich mache nichts von alledem, mich wird es schon nicht erwischen", klickten hingegen nur 9,9 Prozent der Teilnehmer an. (Lukas Kapeller, 13.12.2016)