Albertina-Chef Schröder packt seinen Koffer am öftesten: Im Schnitt 70 Arbeitstage verbringt er jährlich im Ausland.

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Wien – Dienstreisen gehören für Museumsdirektoren aus gutem Grund zum täglichen Geschäft. Will man im globalisierten Kulturbetrieb mitspielen und nicht in die Provinzialität abdriften, ist ein hoher Grad an Vernetzung – mit Sammlern, Kuratoren, nicht zuletzt Künstlern – unerlässlich.

Bei den Bundesmuseen stand die Reisetätigkeit mancher Direktoren in der Vergangenheit allerdings wiederholt in der Kritik. Deutlich überzogen habe laut Rechnungshof etwa Peter Noever, Mak-Direktor von 1986 bis zu seiner Entlassung im Jahr 2011. Bis zu 45 Prozent der Dienstzeit habe er im Ausland verbracht, im Schnitt 80 Arbeitstage pro Jahr, für die er rund 80.000 Euro an Reisespesen verrechnet haben soll.

Albertina an der Spitze

Nicht die Höhe der Spesen, allerdings deren unzulässige Abrechnung war zuletzt in der Compliance-Causa um die scheidende Belvedere-Chefin Agnes Husslein-Arco zum Thema geworden. Die Grünen sahen sich veranlasst, eine parlamentarische Anfrage an Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) zu richten, in der sie die Dienstreisekosten aller Bundesmuseen in den letzten drei Jahren in Erfahrung bringen wollten.

Aus Drozdas Beantwortung geht hervor, dass Ausreißer wie unter Peter Noever zwar der Vergangenheit angehören dürften; die Unterschiede zwischen einzelnen Häusern sind dennoch beachtlich. Am öftesten packt demnach Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder seinen Koffer: Durchschnittlich 70 Arbeitstage verbringt er im Ausland, dafür waren 2013 bis 2015 jährlich im Schnitt 49.000 Euro an Spesen angefallen.

Im KHM-Verband unter Generaldirektorin Sabine Haag waren im selben Zeitraum jährliche Reisekosten von durchschnittlich 44.000 für rund 57 Arbeitstage verrechnet worden. Belvedere-Chefin Agnes Husslein reiste für jährlich rund 37.000 Euro, Mak-Leiter Christoph Thun-Hohenstein fuhr mit 35.000 Euro deutlich günstiger als sein Vorgänger.

Sparsames Mumok

Mit Abstand am sparsamsten war man im Museum moderner Kunst (Mumok), wo Direktorin Karola Kraus mit durchschnittlich 22 Auslandsdiensttagen für jährlich rund 7000 Euro ihr Auslangen fand. Man sei bemüht, die anfallenden Ausgaben "so effizient und so gering wie möglich zu halten", heißt es aus dem Mumok.

Albertina-Chef Schröder rechtfertigt seine Reisetätigkeit mit der Vielzahl an Aufgaben, die das Museum als gefragter Partner für Museen auf der ganzen Welt habe: Besuch von Künstlern zum Zweck von Schenkungen, Repräsentationspflichten bei Kooperationen von Boston bis Seoul und regelmäßige Teilnahme an internationalen Konferenzen zählten dazu.

Auf die Nutzung von Vielfliegerprogrammen wird in Albertina und Mak bislang verzichtet. Kulturminister Drozda sieht daher Änderungsbedarf: Im Zuge seiner angekündigten Museumsreform ("Weißbuch") will er für einheitliche Regelungen bei Dienstreisen sorgen. Ein Schritt in Richtung besserer Vergleichbarkeit wurde zuletzt auch mit der Bestellung eines gemeinsamen Wirtschaftsprüfers für alle Museen getan. (Stefan Weiss, 2.12.2016)