Wien – Bei dem für April angesetzten Parteitag der Wiener SPÖ könnte Michael Häupl Konkurrenz bekommen. Der Bürgermeister hatte bereits angekündigt, sich als Parteichef wiederwählen lassen zu wollen. Der Rückzug des oberösterreichischen Landeshauptmanns Josef Pühringer (ÖVP) ist allerdings Wasser auf die Mühlen des sogenannten rechten Flügels innerhalb der Wiener Roten, die auch Häupls Rücktritt fordern.

Er möge, nach mehr als 20 Jahren im Amt, den Hut nehmen, sagte der Simmeringer SPÖ-Bezirksparteichef Harald Troch im "Kurier". Unterstützt wird Troch, der schon in der Vergangenheit öffentlich Kritik geäußert hat, etwa von Gemeinderat und Exbundesgeschäftsführer Gerhard Schmid. Der meinte erneut, dass Wohnbaustadtrat Michael Ludwig "in höchstem Maße" als Häupl-Nachfolger geeignet wäre.

Argument für Rücktritt

In Rathauskreisen spricht man deshalb von drei möglichen Szenarien. Erstens: Ludwig könnte beim Parteitag im April gegen Häupl antreten. Die Chancen, dass er gewinnt, werden allerdings als eher gering eingeschätzt.

Das zweite Szenario wird von Beobachtern so skizziert: Die Ludwig-Fraktion mobilisiert den rechten Parteiflügel, damit Häupl bei seiner Wahl mit einem schlechten Ergebnis aussteigt. Damit hätten sie ein Argument für seinen Rücktritt in der Hand – und der Kampf um die Nachfolge wäre offen.

Die Variante, die am wenigsten Staub aufwirbeln würde, wäre die, dass Häupl sich wiederwählen lässt – und danach seine Nachfolge geordnet regelt. Dies würde, so heißt es, die Partei nicht zerreißen.

Häupl lässt sich allerdings auch weiterhin nicht in die Karten blicken – weder den Zeitpunkt seines Abgangs noch die mögliche Nachfolge betreffend. Kein Kommentar, hieß es am Freitag aus seinem Büro zum STANDARD. (Christa Minkin, 11.2.2017)