1. Post für ProSiebenSat1Puls4

ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker darf in diesen Tagen mit umfangreicher Post der Bundeswettbewerbsbehörde rechnen. Nein, vorerst – noch – nicht mit dem Okay zum Kauf von ATV, ohne das Kartellgericht zu bemühen. Aber mit dem nächsten Schritt dorthin.

Aus zehn kritischen Stellungnahmen von Konkurrenten und verhinderten Käufern, von ORF bis Mediaprint und Mediengruppe Österreich, aber auch von Mediaagenturen destillierte die Behörde mögliche weitere Auflagen für die Übernahme durch den schon marktbeherrschenden Privatfernsehkonzern ProSiebenSat1Puls4.

Im bisherigen Entwurf waren etwa die Auflagen im Werbemarkt überaus dürr (ATV muss eigenständig buchbar bleiben) – da ist noch Potenzial für weitere Bedingungen im weiten Reich der Natural- und sonstigen Rabattitis. Den ORF würde sich gewiss über Vorgaben für den internationalen Rechtekauf bei den Hollywoodmajors, vielleicht auch im Sport, freuen.

Noch die eine oder andere Auflage, bevor Markus Breitenecker bei ATV zugreifen darf.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Und womöglich tröstet ja ATV 2 zum Schnäppchenpreis einen der Kaufinteressenten, zum Beispiel die Mediaprint, darüber hinweg, dass das doch gewichtigere und besser platzierte ATV an die österreichische Tochter des Münchner Medienriesen ProSiebenSat1 geht. Immerhin: ATV 2 ist in Kabelnetzen und auf Satplattformen gemeinhin weiter vorne zu finden als Ö24TV.

Wenn Breitenecker (und die Behörde) nun nicht lichtgeschwind arbeiten beziehungsweise entscheiden, dann ist ein Ende des Prüfverfahrens am 9. März, also kommendem Donnerstag, nicht allzu wahrscheinlich. ProSiebenSat1Puls4 und ATV/Tele München können eine Verlängerung des Verfahrens um zwei Wochen beantragen.

2. Servus, Hauptabend!

Wahrscheinlicher ist schon, dass Andreas Moravec nicht nur für eine Runde Promi-"Quizmaster" im Hauptabend von Servus TV vorbeischaut. Am Donnerstag startet er im Red-Bull-Medienreich von Dietrich Mateschitz just mit solchen Sonderausgaben als Quizmaster von "Quizmaster". Man hört aber auch schon von neuen, noch ungenannten Hauptabendformaten, womöglich für den einmal großen Showtag Samstag.

Neu in der Kulisse, ab 9. März: Andreas Moravec.
Foto: ServusTV / Florian Wieser

Moravec ist erfahren, etwa von Live-Events für Puls 4, gestählt in diversen ATV-Formaten bis hin zu "Andi Extrem", und er hat dort auch Österreich schon sehr genau untersucht ("Der große Österreichtest – Moravec undercover").

Das "Abenteuer Österreich" ist seit diesem Montag, 20.15 Uhr, leider schon vergeben. Aber für den Sender des Heimatleuchtens wird sich doch noch was Nationalbewusstes finden lassen. Wie wäre es mit einer Art "So tickt Österreich?". Auf Servus-Österreichisch könnte das dann vielleicht "Mir san mir" heißen. Oder "So schau ma aus". Oder "So samma". Viele schöne Möglichkeiten tun sich da auf. Schau ma amal.

Und warten wir ab: Moravec übernimmt mit "Quiz Master" für's Erste schon den wichtigsten laufenden Quotenträger von Servus TV – mit inzwischen regelmäßig mehr als 100.000 Zuschauern gegen die "Zeit im Bild", mit Tagesspitzenwerten bis 118.000.

Moravec hier, Moravec da: ATV spielt einstweilen im Hauptabend Moravec-Material ab: Ab Montag läuft im Hauptabend "Manieren statt Blamieren" Moravec und Christoph Fälbl; ab Dienstag um 20.15 neue Folgen von "Der große Österreichtest – Moravec undercover".

3. Presseförderung, nächste Runde

Fast so sicher wie Moravec' Start als Quizmaster bei Servus TV ist eine neue Verhandlungsrunde über die Presseförderung. Diese Woche sind, so hört man, Expertengespräche von Kanzleramt und Koalitionspartner angesetzt; voraussichtlich in der nächsten Woche sollen dann wieder Medienminister Thomas Drozda und ÖVP-Mediensprecher Werner Amon ran.

Zeitungsverbandspräsident Thomas Kralinger, im Brotberuf Manager des "Kurier" und der "Krone"-"Kurier"-Tochter Mediaprint, zeigte sich am Freitag bei der Präsentation der neuen VÖZ-Kampagne "grundsätzlich zufrieden" mit dem koalitionären Planungsstand zur Medienförderung neu. Es gebe "unterschiedliche Grad der Zufriedenheit, aber letztlich muss man mit dem Machbaren manchmal auch zufrieden sein. Und ich glaube, es liegt etwas sehr Machbares auf dem Tisch."

"Manchmal auch mit dem Machbaren zufrieden sein": Thomas Kralinger, hier bei den Medientagen 2015.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Die neue Medienförderung soll, wie mehrfach berichtet, journalistische Arbeitsplätze fördern, nach bisherigem Stand ohne Bindung an den Journalisten-Kollektivvertrag, und auch online – unabhängig von bezahltem oder unbezahltem Zugang. Das bedeutet, auch nach bisherigem Stand, Medienförderung künftig etwa auch für Gratiszeitungen wie "Österreich" und "Heute", und deutlich mehr Förderung als bisher etwa für die "Kronen Zeitung", für die "Kleine Zeitung" und für den "Kurier".

4. Die "Furche" im Dorf lassen

Die Styria-Wochenzeitung "Die Furche" muss – Überraschung* – doch noch diese Woche packen. Mit Freitag übersiedelt das anspruchsvolle Wochenblatt in die Hainburger Straße in 1030 Wien. Dort sitzt die Styria-Tageszeitung "Die Presse", und die hat vielleicht die eine oder andere, vielleicht auch nur organisatorische Synergie zu bieten. Und nach dem Ende des "Wirtschaftsblatt" im September 2016 sollte dort auch ein bisschen Platz verfügbar sein.

Bisher residiert die Furche in 1010 Seit' an Seit' mit einem anderen, größeren Styria-Tagblatt – der Wiener Redaktion der "Kleinen Zeitung". Und zudem mit den Styria-Buchverlagen – aber womöglich verabschieden sich die auch noch um aus dem nobleren Innenstadt-Mietdomizil, womöglich nach Graz in die Konzernzentrale. Die Styria-Buchmarke Molden-Verlag wanderte schon 2016 zur "Presse".

Vielleicht widmete sich der Aufmacher der aktuellen Ausgabe ja subtil dem Umzugsthema in der katholisch geprägten Styria: "Die Kirche im Dorf lassen?" fragt er, und geleitet ins Thema mit: "Pfarrgemeinden sind vielfachen Veränderungen unterworfen, traditionelle Pfarren werden zu größeren Einheiten fusioniert: Zur Zukunft der Kirche am Ort." Der Leitartikel findet: "Zeit, sich anzuschnallen". Fasten-Zeit allerorten.

"Zeit, sich anzuschnallen" – und "die Kirche im Dorf lassen": Subtile Botschaften zum möglichen "Furche"-Umzug?
Foto: Die Furche

(Harald Fidler, 6.3.2017)