Peugeot will mit Opel Kunden gewinnen, die kein französisches Auto kaufen.

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Frankfurt/Rüsselsheim/Paris – Die Übernahme Opels durch den französischen PSA-Peugeot-Citroën-Konzern ist unter Dach und Fach. Die Franzosen zahlen 1,3 Milliarden Euro für den deutschen Autobauer und dessen britische Schwester Vauxhall, gaben Peugeot und der bisherige Opel-Eigentümer General Motors am Montag bekannt.

Weitere 900 Millionen Euro erhält GM für das europäische Geschäft der Autobank GM Financial, die Peugeot zusammen mit der französischen Bank BNP Paribas übernimmt. Insgesamt liegt das Volumen damit bei 2,2 Milliarden Euro, wovon 1,8 Milliarden auf Peugeot entfallen. Für GM ist der Verkauf dennoch ein Verlustgeschäft. Der Deal werde zu außerordentlichen Aufwendungen in Höhe von vier bis 4,5 Milliarden Dollar (3,8 bis 4,3 Milliarden Euro) führen, hieß es.

Die Peugeot-Aktie stieg in Paris bei überdurchschnittlichen Umsätzen um bis zu 5,2 Prozent und war mit 20,06 Euro so teuer wie zuletzt vor fünfeinhalb Jahren. Die in Frankfurt notierten Titel von GM gewannen 1,3 Prozent hinzu.

Rascher Turnaround erhofft

"Wir sind zuversichtlich, dass der Turnaround von Opel/Vauxhall mit unserer Unterstützung deutlich beschleunigt wird", sagte PSA-Chef Carlos Tavares. "Gleichzeitig respektieren wir die Verpflichtungen, die GM gegenüber den Mitarbeitern von Opel/Vauxhall eingegangen ist." Die Garantien beziehen sich allerdings nur auf die schon von GM ausgesprochenen Zusagen und Vereinbarungen. Diese gelten zumeist bis 2020. Was danach geschieht, ist unklar.

Opel beschäftigt gut 38.000 Mitarbeiter, davon mehr als 19.000 in Deutschland, vor allem in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach. In Österreich gibt es in Wien-Aspern ein Werk mit 1.600 Mitarbeitern. Opel hatte im vergangenen Jahr das Ziel verfehlt, erstmals seit 1999 in die Gewinnzone zu kommen. Als Grund nannte das Unternehmen Währungsturbulenzen nach dem britischen Beschluss zum EU-Austritt.

Zweitgrößter Autobauer

Die PSA Group ist mit weltweit 184.000 Mitarbeitern deutlich größer als Opel. Sie will zusammen mit Opel den nach Volkswagen zweitgrößten Autokonzern Europas bilden. Bis 2026 erwartet PSA jährliche Synergien von 1,7 Milliarden Euro. Das soll etwa durch einheitliche Technik und das Zusammenlegen von Entwicklung und Einkauf gelingen.

Opel wird die Patente von GM so lange nutzen können, bis die Fahrzeuge in den kommenden Jahren nach und nach auf PSA-Plattformen gebaut werden. Die europäischen und britischen Pensionspläne von Opel/Vauxhall verbleiben größtenteils bei GM, ein Teil der deutschen Pensionslasten ("German Actives Plan") soll an PSA übertragen werden. Für die vollständige Begleichung übertragener Pensionsverpflichtungen zahlt GM drei Milliarden Euro an PSA. General Motors zieht sich damit aus dem verlustreichen Europageschäft zurück und trennt nach 88 Jahren die Verbindung zu Opel.

Peugeot will mit Opel Kunden gewinnen, die kein französisches Auto kaufen. Die Traditionsmarke soll dafür als eigenständiges Unternehmen erhalten bleiben. PSA setzt in Westeuropa mit 1,5 Millionen Autos rund die Hälfte seiner Fahrzeuge ab und hat dort einen Marktanteil von 9,7 Prozent. Opel kommt mit knapp einer Million verkauften Autos auf 6,6 Prozent.

Zukunft des Wiener GM-Werks unklar

Mittelfristig wird vor allem bei Opel ein Jobabbau befürchtet. Die rund 19.000 deutschen Opel-Beschäftigten sind noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Zudem hat sich General Motors bis ins Jahr 2020 tarifvertraglich zu Investitionen und Produktion in den drei deutschen Opel-Werken verpflichtet.

Zur Zukunft des Opel-Werks in Wien-Aspern gibt es noch keine offiziellen Aussagen. Dort läuft, wie schon länger bekannt ist, 2018 die vor 20 Jahren angesiedelte Motorenproduktion aus. Bisher hoffte man, dass sie von einer Getriebeproduktion für GM abgelöst wird. Der US-Eigentümer hat das aber nie bestätigt, allerdings auch nicht dementiert. Im Asperner GM-Werk wurden neben Benzinmotoren für Opel auch Motoren für andere Hersteller gefertigt.

Opel schreibt seit Jahren rote Zahlen, im vergangenen Jahr betrug der operative Verlust der GM-Europasparte 257 Millionen Dollar (241 Mio Euro). PSA dagegen machte unter dem Strich einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro. Der französische Konzern war in den vergangenen Jahren mit einem harten Sanierungskurs und Stellenabbau in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. (APA, AFP, red, 6.3.2017)