Telekom-Austria-Technikchef Marcus Grausam. Mit XG-Fast soll Gigabit-Internet vom Glasfaser-Hausanschluss im Keller in die Wohnung weitergeleitet werden.

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Noch ist die Technik nicht marktreif, aber in drei bis vier Jahren soll sie über das Festnetz "unglaublich hohe Bandbreiten" liefern, sagt Telekom-Austria-Technikchef Marcus Grausam zum STANDARD. Gemeinsam mit dem Netzwerkausrüster Nokia präsentierte er am vergangenen Donnerstag erstmals die neue Übertragungstechnologie XG-Fast in Österreich. Dabei wurde über ein 30 Meter langes herkömmliches Kupferkabel eine Datenübertragungsgeschwindigkeit von über 11 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) erzielt. Exakt wurden 11,969 GBit/s gemessen. Damit lässt sich ein zweistündiger HD-Film in weniger als zehn Sekunden herunterladen.

Festnetz noch lange nicht am Ende

Mit der Demonstration will man zeigen, dass das Festnetz noch lange nicht am Ende ist. Es kann "im Gegensatz zu Mobilfunk und Kabelinternet garantierte Bandbreiten liefern", wie der TA-Technikchef betont. Auch erspart sich die Telekom, neue Glasfaserleitungen zu verlegen. Kupfer ist die vergleichsweise günstige Alternative – schließlich wurden die meisten Häuser hierzulande bereits vor Jahrzehnten mit Kupferleitungen vernetzt.

Vom Keller zu den Wohnungen

"XG-Fast ist ein Ultrakurzstrecken-DSL-Verfahren für einige dutzend Meter, das den letzten Abschnitt des vorhandenen Kupfernetzes nutzt, um schnelles Internet in Haushalte oder Büros zu bringen – etwa vom Keller zu den Wohnungen", erklärt Grausam. Kupferleitungen sind eigentlich für das sehr breitbandige Signal von Highspeed-Internet ungeeignet, da sie hohe Frequenzen zu stark dämpfen. Daher versorgt die Telekom Austria immer mehr ihrer Verteilerkästen mit Glasfaser – der eigentlichen Gigabit-Technik. So schrumpfen die Kupferstrecken bis zu den Wohnungen auf wenige Meter.

11,969 Gbit/s wurden erzielt.
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Das Kabel.
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Die für die Demonstration notwendigen Geräte
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XG-Fast wurde von Nokias Entwicklungslabor, den Bell Labs, erdacht, das auch die Ausrüstung für den Test lieferte, der im Wiener Arsenal stattfand, wo sich das Technologiezentrum der Telekom befindet. Die Bell Labs waren der Forschungszweig des Netzwerkausrüsters Alcatel Lucent, der 2016 von Nokia übernommen wurde.

Festnetz-Renaissance

In den vergangenen Monaten erfährt das Festnetz in Österreich eine Renaissance, die durch Fördergelder der Regierung ausgelöst wurde. Ziel der sogenannten Breitbandmilliarde ist es, bis 2020 allen Österreichern Internet mit einer Geschwindigkeit von 100 Mbit/s zur Verfügung zu stellen. Erste kleinere Gemeinden sollen schon bald von der Förderung profitieren, heißt es dazu aus dem zuständigen Infrastrukturministerium.

300 Mbit/s schon 2017

Tatsächlich hat die Breitbandmilliarde der Telekom Austria nach Jahren der Zurückhaltung im Festnetzbereich auf die Sprünge geholfen. Schon dieses Jahr will die Telekom 300 Mbit/s über das Kupfernetz anbieten. 2019 soll es 1 Gbit/s sein. Dafür sollen die beiden bereits kommerziell eingesetzten Technologien Vplus und G.fast sorgen. Vplus verwendet eine höhere Frequenz als seine Vorgängertechnologie VDSL2 und kann so auch höhere Geschwindigkeiten liefern. G.fast liefert über Distanzen bis 250 Meter rund 1 Gbit/s. (Markus Sulzbacher, 21.3.2017)