5. April 2013, Klagenfurt: Der KAC mit Thomas Koch (rechts) gewinnt auch das vierte Spiel der Finalserie gegen die Vienna Capitals mit Rafael Rotter (links) und sichert sich seinen 30. Meistertitel.

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Klagenfurt/Wien – Im Eishockey kommt es weder auf die Größe an noch auf das Gewicht, bei Stürmern schon gar nicht. Rafael Rotter, bei dem sich 81 Kilogramm auf 1,72 Meter, und Thomas Koch, bei dem sich 78 Kilogramm auf 1,73 Meter verteilen, zählen zu den Kleinsten, aber Besten ihres Metiers und ihrer Vereine. Diese, die Vienna Capitals und der KAC, treffen im Finale der Erste Bank Eishockey Liga aufeinander, das erste von maximal sieben Spielen steigt am Freitag (20.15 Uhr, ServusTV) vor vollen Rängen (7000) in Wien-Kagran.

Koch (33) ist ein Klagenfurter, Rotter (29) ein Wiener Urgestein. Wobei der Kärntner nicht nur aufgrund seines Alters die größeren und mehr Erfolge aufzuweisen hat. Mit 16 Jahren hat Koch für den KAC debütiert, ab 17 hatte er ein Fixleiberl. Die 1001 Ligaspiele, bei denen er hält, hat er für nur drei Vereine bestritten, den KAC, Lulea (Schweden) und Red Bull Salzburg. Mit dem KAC und Salzburg holte er je vier Meistertitel – auch das eine herausragende Marke. "Ich kann mich glücklich schätzen", sagt Koch, "so oft das gemacht zu haben, was mir am meisten Spaß macht."

Hart, aber schmerzlich

Dabei ist es nicht etwa so. dass Koch von Verletzungen verschont geblieben wäre. Doch ein Kreuzbandriss kostete ihn "nur" die Teilnahme an der Heim-WM 2005, bei der Österreich abstieg – wobei Kundige damals durchaus einen causalen Zusammenhang herzustellen wussten. Mit einem Seitenbandeinriss setzte Koch einmal zwei Wochen lang aus, und natürlich war er "ein- oder zweimal krank". Durch gebrochene Finger oder angeknackste Rippen ließ er sich – speziell in Playoffs – nie vom Spielen abhalten. "Das fällt für mich nicht unter Verletzungen." Koch spielt seit jeher Center, also Mittelstürmer. "Auf der Position musst du defensiv gut arbeiten und die Verbindung zwischen Verteidigern und Stürmern herstellen, das taugt mir", sagt er. "Die Körpergröße darf keine Ausrede sein, du musst halt schneller sein als die Knechte, die sich dir entgegenstellen."

Der KAC hat vor der Saison finanziell abgespeckt und sein Budget dem Vernehmen nach von sieben auf fünf Millionen Euro reduziert. So dauerte es – auch verletzungsbedingt – ein wenig, bis das Werkl unter dem neuen Trainer Mike Pellegrims zu laufen begann. Spätestens seit der Zwischenrunde läuft es prächtig, zuletzt gingen nur zwei von 16 Partien verloren. Auch die jüngsten Duelle mit den Capitals zeitigten KAC-Erfolge, 5:0 in Wien, 4:2 daheim. Wer den KAC im Semifinale gegen Meister Salzburg ein 0:2 in ein 4:2 umdrehen sah, der neigt dazu, den Rekordmeister zu favorisieren. Auch Koch, der in zehn Playoffpartien neun Punkte (zwei Goals, sieben Assists) verbuchte, drehte auf.

Ein Loblied auf "Dago"

Rafael Rotters Bilanz kann sich ebenfalls sehen lassen – acht Playoffspiele, elf Punkte (ein Tor, zehn Assists). Für die Wiener spricht, dass sie unter Coach Serge Aubin über die ganze Saison stark spielten. Auf Koch, der seinen Spitznamen "Dago" von Vater Walter, ehedem Kicker bei Austria Klagenfurt, geerbt hat, singt Rotter Loblieder. "Wenn man nicht gerade gegen ihn spielt, ist es schön, ihm zuzusehen. Der Dago hat eine Hammerkarriere hingelegt, er ist eine Klasse für sich."

Im Gegensatz zu Koch spielt Rotter rechter Flügel. Er wurde in Wien bei den Eislöwen groß, ging 2004 nach Salzburg, dann für drei Jahre zu Guelph Storm in die Ontario Hockey League in Kanada. Seit 2008 steht Rotter wieder in Wien, bei den Capitals, unter Vertrag. Weder Koch noch Rotter waren also dabei, als die Caps 2005 mit 4:3-Siegen gegen den KAC ihren einzigen Titel gewannen. 2013, als der KAC mit 4:0-Erfolgen seinen 30. Titel gewann, standen beide auf dem Eis. "Doch am Freitag", sagt Rotter, und Koch stimmt quasi mit ein, "beginnt alles bei Null." Denn in Finalserien kommt es nicht auf Statistiken an. (Fritz Neumann, 29.3.2017)