Anwalt Alfred Noll kümmert sich um die Kandidatenliste von Peter Pilz und wird selbst an prominenter Stelle antreten.

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Wien – Peter Pilz weist im Gespräch mit dem STANDARD Vorwürfe zurück, er habe das Antreten mit einer eigenen Liste bereits länger geplant und nicht erst nach dem grünen Bundeskongress im Juni, als ihm von den Delegierten ein sicherer Listenplatz versagt worden war. Zuletzt hatte die Wiener Vizebürgermeisterin und Grünen-Chefin Maria Vassilakou in mehreren Interviews diesen Vorwurf in den Raum gestellt.

Pilz erzählt, er komme gerade von der Bank, wo er ein Konto eingerichtet habe, über das Spenden zur Finanzierung seines Wahlkampfes eingehen sollen. Eine Website seiner Liste gebe es immer noch nicht, daran werde gerade intensiv gearbeitet, auch das sei ein Beleg dafür, dass die Gründung seiner Liste nicht von langer Hand geplant gewesen sei.

Ständiges Nein der Grünen

Einen Entfremdungsprozess habe es aber schon länger gegeben, diese Entwicklung habe im Kopf stattgefunden. Er habe den grünen Bundesvorstand immer wieder davor gewarnt, dass es neben den Grünen eine neue Partei geben könnte, die jene Themen aufgreifen und jene Wähler ansprechen könnte, denen sich die Grünen verweigern. Innerhalb seiner eigenen Partei sei Pilz aber mit einem ständigen Nein konfrontiert gewesen. Die Entscheidung, mit einer eigenen Liste anzutreten, sei erst in der Woche nach dem Bundeskongress in Linz gefallen, sein Freund, der Anwalt Alfred Noll, habe ihn davon überzeugt. Die Beschäftigung mit den Grünen möchte Pilz aber endgültig beenden, wie er sagt.

Am Freitag will Pilz jene Nationalratsabgeordneten präsentieren, die mit ihrer Unterschrift das Antreten der Liste ermöglichen. Außer ihm selbst werden das offenbar drei Mandatare sein. Am Donnerstag konnte man davon ausgehen, dass neben den Grün-Abgeordneten Wolfgang Zinggl und Bruno Rossmann, die sich bisher bedeckt gehalten hatten, auch die SPÖ-Abgeordnete Daniela Holzinger-Vogtenhuber mit von der Partie sein wird. Sie war mit ihrer Partei immer wieder über Kreuz geraten und hatte auf eine Kandidatur bei der SPÖ schließlich verzichtet. Sie hätte wohl keine Chance auf einen sicheren Listenplatz gehabt. Ob diese drei Unterstützer auch kandidieren werden, war am Donnerstag offen.

Alle 39 Wahlkreise

Alfred Noll feilt bereits intensiv an der Kandidatenreihung der Liste Pilz – mit diesem gemeinsam. Es gebe jedenfalls den Ehrgeiz, in allen neun Bundesländern in allen 39 Regionalwahlkreisen anzutreten, was einmal 39 Kandidaten voraussetzen würde, erklärt Noll im Gespräch mit dem STANDARD. Diese 39 Kandidaten können parallel zu den Regionalwahlkreisen auch auf den Landeslisten und der Bundesliste als Kandidaten aufscheinen. Die Schwierigkeit sei weniger, ausreichend Kandidaten zu finden, als mit ihnen zu reden und sie zu scannen. Andrang gebe es jedenfalls genug.

Auf der Bundesliste sollen laut Noll etwa 25 Leute aufgestellt werden. Bei einem Wahlergebnis von fünf Prozent wäre – ohne Direktmandate in den Bundesländern – mit neun bis zehn Mandaten zu rechnen. Bei einem – hypothetischen – Ergebnis von 15 Prozent wären es 30 Mandate. Noll selbst wird auch kandidieren – auf einem sehr prominenten Platz auf der Bundesliste, wie er sagt. (Michael Völker, 27.7.2017)