Holzhauser vs. Hofmann: Schiedsrichter Alexander Harkam sieht zu.

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Wien – Kurz vor dem Schlusspfiff kochten die Emotionen im 322. Wiener Derby über: Als Austria-Spieler Raphael Holzhauser nach einer Spielunterbrechung zum Eckball antreten wollte, flogen von der Rapid-Tribüne Gegenstände Richtung Spielfeld. Holzhauser nahm sich Zeit und brachte damit Rapid-Ersatzspieler Steffen Hofmann zur Weißglut. Hofmann gestikulierte fuchsteufelswild und verhöhnte Holzhauser als Heulsuse.

Schiedsrichter Alexander Harkam kennt die Regeln, im Interview mit Sky Sport Austria sagte er nach dem Spiel: "Ich hätte den Spieler Hofmann mit Gelb verwarnen müssen." Warum er das nicht getan hat? "Ich wollte die Situation so lösen, dass wir weiterspielen können. Mit einer Verwarnung hätte ich nur noch mehr Öl ins Feuer gegossen."

Nach dem Ausgleich durch die Austria hatte Harkam das Spiel in der 87. Minute bereits für einige Minuten unterbrechen müssen. Bei einem Corner wurde der Brasilianer Felipe Pires mit Gegenständen beworfen. Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel: "Wenn eine Stange fliegt, das geht nicht."

Holzhauser: "Emotionen, das gehört dazu"

Holzhauser nahm die Szene gelassen: "Das ist einfach das Derby. Aufgeheizte Stimmung, Emotionen, das gehört dazu. Ich habe schon geglaubt, der Steffen schießt den Ball selbst." Weniger zum Lachen war Louis Schaub zumute. "Wenn man provoziert, braucht man sich nicht zu wundern, wenn einmal ein Feuerzeug geflogen kommt", sagte Rapids doppelter Torschütze. "Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte kein Tor geschossen, und wir hätten gewonnen."

Das Spiel in der Zusammenfassung.
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So aber hält Rapid nach drei Derbys im neuen Stadion bei zwei Niederlagen und einem Unentschieden und liegt mit fünf Punkten aus drei Partien auf Platz vier. Die Austrianer sind nach dem ersten Punktgewinn in dieser Ligasaison Vorletzter, blicken aber optimistisch in die Zukunft. "Die letzten Wochen haben an uns genagt, aber mit diesem Spiel haben wir das abgelegt. Ab Samstag gegen den LASK sehen wir wieder die Mannschaft, die wir in den letzten zwei Jahren gesehen haben", kündigte Trainer Thorsten Fink an.

Ähnlich äußerte sich Holzhauser. "Wir sind charakterlich top, die Mannschaft und das Trainerteam funktionieren. Und es kommt von Woche zu Woche Spritzigkeit dazu. Spätestens gegen Osijek sind wir topfit." Gegen den kroatischen Klub kämpfen die Violetten am 17. August auswärts und am 24. August in St. Pölten um den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase. Für Holzhauser handelt es sich um die "Spiele des Jahres".

Djuricin: "Darüber müssen wir reden"

Für Rapid-Trainer Goran Djuricin fühlte sich das Spiel an, "als ob wir 0:3 verloren hätten". Seine Mannschaft verschenkte wie schon beim 2:2 zum Auftakt gegen Mattersburg vor Heimpublikum einen 2:0-Vorsprung. "Darüber müssen wir reden, ich habe keine Ahnung, was da in der Mannschaft vorgeht. Wir werden daran arbeiten, dass wir ruhiger werden", versprach Djuricin.

Mit mangelnder Fitness seien die regelmäßigen Einbrüche im Finish nicht zu erklären: "Das ist das Mentale. Wenn du 2:0 führst und dann das 2:2 bekommst, gehst du ein."

Vielmehr sei das Erstarken der Austria auf die Einwechslung von Dominik Prokop zurückzuführen. Der 20-Jährige erzielte den Anschlusstreffer und holte den Elfmeter heraus. "Er hat uns große Probleme gemacht", so Djuricin. Am kommenden Sonntag (16.30 Uhr) tritt Rapid in der Südstadt bei der Admira an. (red, APA, 7.8.2017)