Man kann es drehen, wie man will. Im Endeffekt bleibt von der Debatte über die geplanten Betonblöcke auf dem Wiener Ballhausplatz vor allem eines übrig: Christian Kern, der Kanzler der Republik Österreich, ist vor der gegen die "Anti-Terror-Mauer" massiv kampagnisierenden Kronen Zeitung zu Kreuze gekrochen.

Gut, jetzt gibt es eben keine 80 Zentimeter hohen Betonmäuerchen vor dem Bundeskanzleramt, auf die sich zuvor Innenministerium, Kanzleramt, Präsidentschaftskanzlei, Polizei und Stadt Wien gemeinsam verständigt haben. Die kleinen Mauern hätten nicht nur für Sicherheit gesorgt, sondern hätten auch Touristen und müden Hiesigen als attraktive Sitzplätze dienen können. Da und dort eine Blumenkiste aufgestellt – und es ließe sich verweilen, ohne darüber nachzudenken, dass diese Betonblöcke vorrangig zum Schutz vor Terroranschlägen errichtet wurden.

Seit Montag sehen Kern und Kanzleramtsminister Thomas Drozda des Rätsels Lösung in mehr fixen Pollern. Die sind rund und nicht rechteckig wie die geplanten Betonblöcke. Mit dieser geometrischen Spitzfindigkeit hat sich Kern, der das Wort Mauern scheut wie der Teufel das Weihwasser, selbst des Opportunismus überführt. Dabei ist die Causa ungleich dramatischer: Der Metropole Wien fehlt noch immer ein Sicherheitskonzept. Diesbezügliche Verhandlungen verlaufen seit Monaten ergebnislos. Das hat die Ballhausplatz-Posse überhaupt erst ermöglicht. (David Krutzler, 11.9.2017)