Strache (rechts) diskutierte erst mit Strolz, dann mit Lunacek.

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"Das sind ja fast Koalitionsverhandlungen", bemerkte Corinna Milborn beim Puls-4-Duell zwischen den Spitzenkandidaten von Neos und FPÖ, Matthias Strolz und Heinz-Christian Strache. Tatsächlich war es thematisch streckenweise fast ein Paarlauf. "Da bin ich bei Ihnen" oder "Einverstanden", hörte man da sehr oft.

Beim Arbeitsmarkt und teils sogar bei Migrationsfragen trafen sich beide. Gemeinsame Feinde schweißen zusammen. Und die heißen "Sozialpartner". Schon beim netten Ritual, bei dem sich die politischen Gegner zu Beginn der Sendung gegenseitig ein Geschenk überreichen, wirkten Strolz und Strache fast amikal. Einen EU-Wimpel für den Schreibtisch brachte Strolz, einen Bonsai zum vorsichtigen Umarmen Strache. Als Strolz abschweifte, fragte Strache ihn, ob es stimme, dass Sebastian Kurz mit 16 ein Rhetorikseminar bei ihm besucht habe. "Nicht ganz", konterte der, "mit 15". Strache darauf: "Vielleicht traut er sich ja deswegen nicht an Diskussionen teilzunehmen."

Als der FPÖ-Frontmann dann der grünen Spitzenfrau Ulrike Lunacek gegenüberstand, war Schluss mit lustig. Er überreichte ihr hämisch ein gerahmtes Porträt von Eva Glawischnig und verlor jede Beißhemmung. Er unterbrach und beleidigte die Kontrahentin. Lunacek blieb lange ruhig und argumentierte etwa in Sachen Erbschaftsteuer und "Ehe für alle" unbeirrt. Dann aber forderte sie eine Entschuldigung für die Aussage, sie sei "hasszerfressen" und "schäbig". Strache weigerte sich. Ob er mit den Kinokarten, die Lunacek ihm geschenkt hatte, tatsächlich mit Harald Vilimsky und Herbert Kickl den neuen Film von Al Gore ansehen wird? Eher gehen sie wieder einmal auf drei Bier. (Colette M. Schmidt, 12.9.2017)