Der sehr erfahrene Politologe Fritz Plasser hat in einem Interview mit der Kleinen Zeitung den Punkt getroffen: Es gibt in Deutschland wie in Österreich nur ein "epochales" Thema, die Zuwanderung. "Es ist einfach nicht möglich, dem epochalen Thema auszuweichen, die Migration überlagert alle anderen Fragen." "Epochal" heißt, ein Vorgang ist bedeutend, ja bestimmend für einen ganzen Zeitraum (Epoche).

Kein Zweifel, die (muslimische) Zuwanderung wird uns nicht nur im Wahlkampf weiter beschäftigen, sondern auch in den kommenden Jahren und wahrscheinlich Jahrzehnten. Die beiden begabten Vereinfacher Sebastian Kurz und Peter Pilz sprachen das zuletzt unverblümt an. "Ich habe in Wien mit vielen Menschen gesprochen, die ... überlegen, ob sie nicht umziehen sollten, weil sie sich mittlerweile in ihrer eigenen Gasse schon etwas fremd fühlen", sagte Kurz bei seinem Wahlkampfauftakt. Und Pilz, Gemeindebaumieter, sagte in der Puls-4-Diskussion: "Wenn man nur noch ärmere Menschen im Gemeindebau wohnen lässt, dann wird dort bald kein Wort mehr Deutsch gesprochen."

Beides ist massiv übertrieben, hat aber einen faktischen Kern. Sehr viele Menschen sind irritiert über den sichtbaren, hörbaren Einbruch einer ziemlich anderen Kultur in unsere Lebensverhältnisse. Einbekenntnis: Der Autor dieser Zeilen ist auch irritiert über die zahlreicher werdenden kleinen Mädchen mit Kopftuch im Straßenbild. Dafür haben wir nicht die katholische Kirche von einem lebensbeherrschenden Faktor in eine geistige Strömung von vielen verwandelt, dafür haben wir nicht die Frauenemanzipation durchgesetzt, dass rückständige Frauenbevormundung durch diese Hintertür wieder hereinkommt. Man kann übrigens diskutieren, ob solche Zustände in der Religion begründet sind oder in patriarchalischen Gesellschaften (auch bei den Hindus ist die Lage der Frauen problematisch). Aber Faktum ist, dass bei Muslimen, auch in Europa, die Unterwerfung unter die Religion eine viel größere, viel einflussreichere Rolle spielt als bei uns säkularisierten Christen.

Der Großteil der hier schon länger Ansässigen wird nicht mehr weggehen. Ihnen (ihren Kindern) muss man helfen, den Bildungsrückstand, der großteils herrscht, zu beseitigen. Ganze Schulklassen, in denen kaum einer Deutsch spricht, sind Garanten für das Entstehen eines lebenslangen Subproletariats. Bildung, das schlichte Kennenlernen einer Welt außerhalb des engen Selbstverständnisses, wird auch den Griff von Religion und Patriarchalismus besonders auf die jungen Frauen lockern.

Denen, die nicht wollen, muss man enge Grenzen setzen. Neos-Chef Matthias Strolz hat klar aufgezählt, was mit Integrationsverweigerern (die etwa ihre Töchter zwangsverheiraten und nicht in die Schule schicken) zu tun ist: Verwarnung durch Sozialarbeiter, dann Kürzung der sozialen Transferleistungen.

Das wird alles längst nicht reichen. Aber man muss ernsthaft damit beginnen (übrigens: Das Burkaverbot ist drittrangig). Die Zeit des Wegschauens ist vorbei. (Hans Rauscher, 26.9.2017)