Es geht gar nicht darum, dass jemand Zöliakie hat. Das ist jene Erkrankung, die es Menschen tatsächlich unmöglich macht, Weizen zu essen. Auf lange Sicht würde sie Brot umbringen. In meinem Bekanntenkreis mehren sich aber jene Menschen, die Weizen, wie sie sagen, einfach nicht vertragen. Blähungen, Durchfall und so. "Es geht mir einfach insgesamt viel besser, seit ich glutenfrei esse", habe ich im letzten Jahr circa 20 Mal gehört. Sie essen kein Brot mehr, keine Nudeln, keinen Kuchen und keine Kekse.
Das ist hart. Ganz besonders jedoch in der Adventzeit, wenn die Vanillekipferln, die Linzeraugen und Ischlerkrapferln über die Welt hereinbrechen. Glutenunverträgliche müssen bei dieser Art von Adventjause zusehen, wie die anderen die Köstlichkeiten in sich hineinschieben.
Meine Mutter ist eine Meisterbäckerin und verarbeitet in der Adventzeit kiloweise Mehl. Ich will nicht mit meiner Mutter in Konkurrenz treten, deshalb wähle ich das glutenfreie Terrain. Erst einmal bin ich gesessen und habe zentnerweise Kochbücher gewälzt und sie nach mehlfreiem Kleingebäck durchforstet.
Wie das geht
So viel vorneweg: Backen ohne Mehl funktioniert total anders. Man rührt keine Teige, man knetet nicht, sondern man schmilzt in erster Linie. Zum Beispiel Butter oder Kokosfett. Ich stehe also am Herd und sehe zu, wie das Fett sich verflüssigt. Dann, so steht es im Kochbuch, werden Kerne dazugemischt. Zum Beispiel jene von Sonnenblumen, Sesam oder Kürbissen. Dann kommen noch Trockenfrüchte, Nüsse und Honig dazu. Es gibt Spielraum für Variationen.
Schließlich streiche ich diese Mischung auf ein Blech und backe es 20 Minuten im Rohr. Klingt einfach, erfordert aber ungeteilte Aufmerksamkeit. Zwei Partien von solchen Blechen sind mir schon verbrannt. Und zwar total verbrannt. Kerne verkohlen offensichtlich von einer Sekunde auf die andere.
Beim dritten Anlauf hat es dann aber geklappt. Raus aus dem Rohr. Abkühlen lassen, und dann in schöne Quadrate schneiden. Fertig. Es ist eigentlich ganz einfach und dauert nur eine knappe Stunde.
Aufwand in der Vorbereitung
Was ein kleiner Aufwand ist: Für viele Zutaten muss man in den Biosupermarkt. Mandelmus zum Beispiel habe ich nur dort gefunden. Und billig in dem Sinne sind die Zutaten auch nicht. Vor allem die vielen Nüsse gehen ins Geld.
Das Resümee: Glutenfreie Kekse zu backen ist einfach. Die Wohnung riecht köstlich weihnachtlich, und die Schnitten schmecken. Auch meinen Kollegen im Büro. Ein kritischer Gaumen meldete, dass die erste Variante der Marillenschnitten eventuell vielleicht etwas zu dick geraten war. Im zweiten Versuch wurden die Schnitten dünner. Das war wichtig. Jetzt kann die glutenfreie Adventzeit kommen. (Karin Pollack, 26.11.2017)
- Rezept für Marillenschnitten:
150 Gramm getrocknete Marillen
200 Gramm Butter
100 Gramm Ahornsirup
150 Gramm Rohrzucker
250 Gramm Haferbreiflocken
100 Gramm Haferflocken
Ingwerpulver
Meersalz
80 Gramm Zartbitterschokolade
Butter schmelzen, alles zusammenmischen, auf ein Blech mit Backpapier streichen und 25 Minuten backen. Wenn ausgekühlt, mit Schoko überziehen und in kleine Vierecke schneiden.
- Rezept für Cranberry-Müsliriegel:
110 Gramm Mandeln
200 Gramm Haferflocken
220 Gramm Leinsamen
30 Gramm gemischte, im Rohr geröstete Kerne (Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Sesam, Mohn, Chia-Samen)
65 Gramm Mandelmus
20 Gramm Kokosöl
200 Gramm Medjool-Datteln (püriert)
feines Meersalz
60 Gramm getrocknete Cranberries
Alles vermischen und auf ein Blech mit Backpapier streichen. 15 Minuten goldbraun backen. Auskühlen lassen und in kleine Vierecke schneiden.