Parteichef Heinz-Christian Strache gratuliert zu ihrer Wahl zur Dritten Nationalratspräsidentin: Anneliese Kitzmüller gehört nach eigenen Angaben einem informellen Koalitionsgremium an.

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In der neuen Koalitionsregierung von ÖVP und FPÖ soll es rund um die beiden Regierungskoordinatoren Gernot Blümel, Kanzleramtsminister und rechte Hand von Kanzler Sebastian Kurz, sowie Hubert Fuchs, blauer Staatssekretär im türkisen Finanzministerium, ein neues Gremium geben. Es soll die Einhaltung der Regierungsvorhaben, die im gemeinsamen Programm festgeschrieben wurden, überwachen. Diesem Gremium gehört nach eigenen Angaben etwa die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller (FPÖ) an. Dieses informelle Gremium sei für das Monitoring der Regierungsfortschritte zuständig.

STANDARD-Videoreporterin Katrin Burgstaller hat mit Anneliese Kitzmüller (FPÖ) gesprochen.
DER STANDARD

Kitzmüller soll als Teil dieses Gremiums die Einhaltung der Deals mit der ÖVP überwachen. "Meine Aufgabe sehe ich darin, das, was wir im Regierungsprogramm vereinbart haben, zu beobachten und eben zu sehen, dass wir das Beste daraus machen. Und zu schauen, dass die Zusammenarbeit und die Stimmung innerhalb der Regierungsparteien weiterhin so gut bleibt", erzählt die Dritte Nationalratspräsidentin im Gespräch mit dem STANDARD.

Regierungssprecher Peter Launsky-Tieffenthal bestätigt auf Anfrage des STANDARD, dass es dieses Gremium geben wird. Bei der ÖVP war dies am Donnerstag noch nicht überall durchgesickert, erst nach vielen Nachfragen konnte bestätigt werden, ja, dieses Kontrollgremium gibt es tatsächlich. Die Runde werde sich gelegentlich in größerer, auch wechselnder Zusammensetzung treffen, es gehe um ein Monitoring, die Einhaltung des Koalitionspaktes soll überwacht werden.

Ein Vorgesetzter für alle

Es ist längst nicht die einzige Änderung. Neu ist auch die Installierung von Generalsekretären. Laut Gesetz werden diese als "unmittelbare Vorgesetzte aller Sektionsleiter im Bundesministerium sowie Vorgesetzter aller dem Bundesministerium nachgeordneter Dienststellen" definiert. Anders gesagt: Die Sektionschefs wurden entmachtet – bisher schon bestellte Generalsekretäre wurden typischerweise aus dem Kreis der Sektionschefs als Primus inter Pares bestellt. Nun werden sie teilweise von außen geholt.

Die Formulierung impliziert aber auch, dass etwa der Generalsekretär des Innenministeriums jedem Polizisten eine Weisung erteilen kann. Staunende Gesichter gab es auch im Innenressort. Bei der Amtsübergabe wurde die personelle Neuerung den Spitzenbeamten mitgeteilt. Generalsekretär ist der bisherige Chef der Strategieabteilung der Wiener Polizei, Peter Goldgruber. Im Außenministerium behält diese Position Michael Linhart, der sie seit 2013 innehat. Der Diplomat Walter Gehr wird Kabinettschef.

Pikante Details: Der Posten eines Generalsekretärs muss nicht ausgeschrieben werden. Auf eigenen Wunsch kann ein Generalsekretär Beamtenstatus erhalten. Einige Ressorts haben diese Führungsebene schon eingezogen – auffallend eilig.

So kam die Installation eines Generalsekretärs kurz nach dem Einzug des Freiheitlichen Mario Kunasek als Minister für das Verteidigungsressort einigermaßen "überraschend", wie es dort heißt.

Entlastung des Ministers

Nicht alle im Bundesheer sehen in der Bestellung von Wolfgang Baumann Nachteile. "Ein Minister, dem es um Umsetzungen geht, wird durch ihn entlastet", sagt ein Militär. Mit dem Generalsekretär würden etwa bisher mühsame, mitunter lähmende Kompetenzabklärungsprozeduren beseitigt.

Immerhin: Mit Baumann wurde von Türkis-Blau ein Mann aus dem militärischen Apparat bestellt, denn er ist Berufsoffizier und war zuletzt im Heeresnachrichtenamt eingesetzt. Zudem war Baumann schon im Kabinett von Ex-Verteidigungsminister Herbert Scheibner (zuerst FPÖ, dann BZÖ) tätig. (red, 22.12.2017)